Varoufakis teilt wieder aus „Schäuble ist ein inkompetenter kleiner Mann“

Er ist wieder da: In einem Interview mit einem griechischen Nachrichtenportal keilt Yanis Varoufakis heftig gegen Wolfgang Schäuble. Auch Angela Merkel gerät in das Visier des griechischen Ex-Finanzministers.

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Nimmt kein Blatt vor den Mund: Yanis Varoufakis. Quelle: AP

Düsseldorf Freunde werden Wolfgang Schäuble und sein griechischer Ex-Kollege, der ehemalige Finanzminister Yanis Varoufakis, wohl nicht mehr. Schon in den Verhandlungen zu den Rettungspaketen für Griechenland im Sommer 2015 stritten beide heftig miteinander – und geizten nicht mit hämischen Kommentaren, um die Vorschläge des anderen abzuwerten. So nannte Schäuble die Kommunikation Varoufakis’ am Rande eines EU-Finanzministertreffens „dümmlich und naiv“. Der keilte später in einem Interview mit der „Bild“-Zeitung zurück, Schäuble wolle Griechenland in ein Opferland verwandeln – und nannte den deutschen Finanzminister sogar einen „Dr. Frankenstein“.

Seit seinem Rücktritt im Juli 2015 ist es allerdings ruhiger geworden um Yanis Varoufakis – abgesehen von einem Auftritt auf der Berliner Volksbühne im Februar, wo er seine paneuropäische Bewegung „Democracy in Europe Movement 2025“ (DiEM25) vorstellte. Doch nun meldet sich der streitbare Ökonom zurück.

In einem Interview mit dem englischsprachigen griechischen Nachrichtenportal „Athens Live“ teilt Varoufakis heftig aus: Schäuble sei ein „inkompetenter kleiner Mann“, „komplett unfähig“ – und nutze seine finanzielle Macht, um politische Ziele zu erreichen.

Varoufakis kritisiert, der deutsche Finanzminister sei bei den Griechenland-Verhandlungen in einem „Netz sich widersprechender Interessen gefangen“ gewesen und habe versucht, „Merkel seinen Willen aufzuzwingen“. Damit spielt Varoufakis auf Meinungsverschiedenheiten zwischen Schäuble und der Kanzlerin an, die den damaligen Grexit-Plänen ihres Finanzministers nichts abgewinnen konnte.

Varoufakis’ Kritik trifft auch die Kanzlerin selbst: „Von Merkel weiß man: Ihr Horizont ist drei Monate.“ Ihr fehle es an Kraft und Perspektive, einen durchdachten Plan auszuarbeiten. „Sie sieht nicht über diese drei Monate hinaus, nur darauf, was sie die nächsten drei Monate tun wird, und dann die nächsten drei Monate und die nächsten drei Monate“, so der Ex-Politiker.

Nach Informationen der Plattform „Krautreporter“ kam das Interview spontan zustande, als Varoufakis die Redaktion von „Athens Live“ besuchte. Über seine Zeit in der Politik sagt er im Interview: „Als Finanzminister darfst du nichts sagen, was die Menschen dazu bringen würde, massenhaft ihr Geld abzuheben. Denn darauf hatte Mario Draghi gewartet, um die griechischen Banken schließen zu können.“ Hinter verschlossenen Türen habe er mit dem griechischen Premier Alexis Tsipras jedoch sehr wohl über einen Grexit nachgedacht. Zumindest in diesem Punkt könnten Schäuble und Varoufakis dann doch wieder zusammenkommen.

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