2. Maduro hat Hilfe von außen zu lange abgeschmettert
Viele Venezolaner können sich seit der Krise nur noch zwei Mahlzeiten am Tag leisten – und nehmen deswegen ab. „Maduro-Diät“ nennen die Menschen das auf den Straßen von Caracas. Noch dramatischere Folgen haben das Fehlen von Medikamenten, die ausbleibenden Lieferungen an Spritzen, Ventilen, Atemmasken.
„Die Leute schleppen sich mittlerweile mit ihren letzten Kräften über die Grenze nach Kolumbien oder Brasilien“, berichtet Claudia Zilla. Dort bekämen sie selbst ohne Versicherung eine bessere medizinische Versorgung als zuhause. „In Venezuela ist etwa die Kindersterblichkeit enorm angestiegen“, sagt Zilla.
Organisationen wie die Caritas und andere Länder wollen deswegen helfen. Doch bis vor kurzem blockierte Maduro diese Hilfe. So stand eine Lieferung mit 75.000 Medikamenten im vergangenen Jahr wochenlang im Zoll – und wurde dann von Maduros Regierung konfisziert. Erst Ende März gab Maduro seine Haltung auf – und bat die Vereinten Nationen erstmals um Hilfe.
Claudia Zilla erklärt die lang anhaltende Blockadehaltung mit Maduros autoritärem Politikstil. „Autoritäre Regime stehen der Zivilgesellschaft immer kritisch gegenüber“, sagt sie. Maduro wolle verhindern, dass ihm jemand in seine Souveränität hineinpfuscht. Das Ergebnis dieser Haltung sei fatal.
3. Maduro erstickt die Demokratie
An teure Lebensmittel, leere Supermarktregale und miese Gesundheitsversorgung können sich Menschen gewöhnen. Eine Wirtschaftskrise allein löst nicht unbedingt Straßenschlachten aus. Aber Menschen verlangen nach Hoffnung, ihr Leben wieder verbessern können. Nach Möglichkeiten, ihr Schicksal in die eigene Hand zu nehmen. Oder zumindest nach einem Mechanismus, um ihre Wut auszudrücken.
All das nimmt Präsident Maduro seinem Volk Stück für Stück weg. Vor zwei Jahren gewann die Opposition die Wahlen für das Parlament. Seitdem blockiert Maduro die Arbeit der Nationalversammlung. Dutzende politische Gegner sitzen im Gefängnis. Demonstrationen werden niedergeschlagen.
„Venezuela ist keine Demokratie mehr“, sagt Expertin Zilla. Es gebe keine Gewaltenteilung mehr, die Justiz sei korrumpiert. Auch die Wahlbehörde werde durch die Regierung gesteuert. Sie habe wichtige Wahlen mehrfach verschoben – ohne stichhaltige Gründe. „Dazu kommen Repressionen gegen politische Gegner auf der Straße“, sagt Zilla.
Für Zilla ist klar, dass dieser Kurs nicht ewig gut gehen kann. „Wenn die Wirtschaft stagniert und die Menschen keine Möglichkeit mehr haben, ihre Wut zu kanalisieren, gibt es eben Demonstrationen und Ausschreitungen.“ In einer Analyse über die Zukunftsaussichten für Venezuela kommt Zilla zu einem pessimistischen Ergebnis: „In Venezuela wächst das Risiko eines massiven Gewaltausbruchs.“