Verbraucherschutz China kämpft mit Lebensmittelskandalen

Seite 2/3

Lebensmittelskandale sind Chinas größtes Problem

Pferd, Hai, Meerschweinchen - welche Tiere gegessen werden
PferdEin traditionelles Pferdefleischgericht ist der Rheinische Sauerbraten. Da der deutsche Pferdefleischkonsum rückläufig ist, greifen Köche dabei als Ersatz oft auch zu Rindfleisch. Quelle: dpa
SchneckenIn Frankreich gelten gratinierte Weinbergschnecken im eigenen Gehäuse und mit einer speziellen Kräuterbutter als Vorspeise. In Italien werden sie aus ihren Häusern gezogen, in Baumöl getaucht und mit Salz und Pfeffer gewürzt. In Deutschland servieren Köche die Tiere entweder als „Badische Schneckensuppe“ oder als Salat mit Essig, Öl, Salz und Pfeffer. Quelle: AP
HaiIn China erfreut sich Haifischflossensuppe wachsender Beliebtheit. Die aus der Region um Hong Kong stammende Suppe wird vor allem für ihre Konsistenz geschätzt. Grundlage bildet die knorpelige Substanz der Haiflossen. Diese werden solange in Hühnerbrühe gekocht, bis sie sich in ihre Bestandteile auflösen. Eine isländische Spezialität ist Hákarl, das aus fermentiertem Hai besteht. Geschmack und Geruch dieses Gerichts sind sehr intensiv – nur aufgrund seiner Fermentierung wird es überhaupt erst genießbar. Grund ist die Harnstoffansammlung im Hai, die nur langsam abgebaut wird. Quelle: REUTERS
MeerschweinchenIn Deutschland ein Haustier, in Peru ein Masttier: Das Fleisch von Meerschweinchen gehört zu den traditionellen peruanischen Hochzeitsgerichten. Quelle: RK from The Netherlands, Creative Commons: CC BY-SA 3.0
InsektenAußer in westlichen Kulturen gehören Insekten fast überall auf der Welt auf den Speiseplan. Ob verschiedene in Sand und Asche gegarte Larvenarten bei den australischen Ureinwohnern, mit Schokolade überzogene Heuschrecken in Mexiko oder gekochte Wespenlarven in Japan. Teils gelten Insekten als Delikatessen. So werden „Escamoles“ – mit Öl und Knoblauch gemischte Larven zu Tortillas – als mexikanischer Kaviar bezeichnet. Quelle: Takoradee, Creative Commons: CC BY-SA 3.0
KatzeWie Hunde- so wird auch Katzenfleisch vor allem in China, Korea und Vietnam gegessen. Das Fleisch wird dabei häufig zu Fleischbällchen verarbeitet. In Peru wird Katzenfleisch während des Santa-Efigenia-Festivals zubereitet. Quelle: dpa
KänguruKänguru-Fleisch kommt aus Australien, wird dort jedoch vor allem exportiert – davon gehen 80 Prozent nach Europa. Das Fleisch gehört zu den traditionellen Nahrungsmitteln der Aborigines, den australischen Ureinwohnern. Generell hat es im Land den Ruf eines minderwertigen „Bush Foods“. Kängurus leben in Australien vor allem in freier Wildbahn und vermehren sich dort sehr schnell, da sie keine natürlichen Feinde haben. Deshalb wird jährlich auf Antrag von Farmern eine bestimmte Anzahl von Kängurus durch staatlich zugelassene Jäger erlegt – deren Fleisch dann auch auf deutschen Tellern landet. Quelle: REUTERS

Nur die größten erreichen auch die internationalen Medien: 2008 kam ans Licht, dass Milchpulver für Babynahrung mit Melanin verseucht war. 2011 gingen Bilder von explodierenden Wassermelonen durch das Internet - das Obst war mit Wachstumsbeschleunigern malträtiert worden. Einen vorläufigen Höhepunkt erreichte die Ekel-Arie mit dem Speiseöl-Skandal: Findige Ölverkäufer hatten altes Speiseöl aus Abwasserkanälen abgeschöpft und wieder an Restaurants verkauft. Auch ausländische Unternehmen sind vor den Lebensmittelskandalen nicht gefeit: Im Dezember wurde heraus, dass das Hühnerfleisch bei der in China sehr erfolgreichen Fastfood-Kette "Kentucky Fried Chicken" exzessiv hohe Antibiotika aufweisen. Der Umsatz ist seitdem massiv eingebrochen: Im Januar fielen die Verkäufe um 41 Prozent.

Anfangs dachte er noch, erzählt Wu, verseuchte Babynahrung betreffe ihn nicht. Er habe ja schließlich keine Kinder. Dann aber erfuhr er, dass billiges Schweinefleisch mit einem krebserregenden Additiv versetzt und als Rindfleisch deklariert worden war. "Rindfleisch mit Reis - das war mein Lieblingsgericht", sagt Wu. "Ich habe das fast jeden Tag gegessen, über ein halbes Jahr lang." Im Juni 2011 startete Wu seine Website. "Es geht uns alle an", sagt Wu. "Ich möchte, dass wir uns wenigstens darüber informieren können." Jetzt besuchen das Projekt jeden Tag mehr als 10.000 Internet-User.

Mittlerweile ist Lebensmittelsicherheit zu einem der größten Probleme des Landes geworden. Ein ganzes Volk ist verunsichert: 41 Prozent der Chinesen sehen altes Speiseöl, schwimmende Schweinekadaver und explodierende Wassermelonen als das größte Probleme des Landes, 2008 waren das nur acht Prozent.

Weshalb es in China zu so vielen Lebensmittelskandalen kommt, hat viele Ursachen - an fehlenden Gesetzen aber liegt es nicht unbedingt. "Das Problem ist die Umsetzung", sagt Xavier Burchard, Experte für Lebensmittelsicherheit beim EU-China Handelsprojekt. Es gebe zu viele Verantwortliche mit zu wenig Verantwortungsgefühl. "Beamte müssen nicht um ihren Job fürchten, wenn sie versagen", sagt auch Wu.

Inhalt
Artikel auf einer Seite lesen
© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%