Vereinte Nationen Kämpfe im Südwesten Syriens treiben Zivilisten in die Flucht

Die Kämpfe im Südwesten Syrien treiben immer mehr Menschen in die Flucht. Beobachter befürchten neue humanitäre Katastrophen, vergleichbar mit Aleppo.

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Syrien: Kämpfe im Südwesten drohen zu eskalieren Quelle: Reuters

Beirut/Berlin Mehr als 120.000 Zivilisten sind wegen der Kämpfe im Südwesten Syriens nach Erkenntnissen von Beobachtern auf der Flucht. UN-Menschenrechtskommissar Seid al-Hussein warnte am Freitag zugleich, wegen der Luftangriffe könnten zahlreiche Menschen zwischen die Fronten geraten sein. Es drohe eine Katastrophe.

Auch das Deutsche Rote Kreuz äußerte sich besorgt: „Die Kämpfe werden jeden Tag schlimmer.“ Die Vertriebenen benötigten sofortige Hilfe, insbesondere Unterkünfte, Nahrungsmittel, Wasser und medizinische Versorgung. Viele seien in Richtung der Grenze zu Jordanien geflohen, die allerdings geschlossen sei. Die Gegend sei eine Wüstenregion.

Der Südwesten zählt zu den wenigen Gebieten, die teilweise von Rebellen kontrolliert werden. Seit Mitte Juni haben Regierungstruppen mit Unterstützung der russischen Luftwaffe ihre Offensive insbesondere im Bereich der Großstadt Deraa verstärkt. Das hat eine Massenflucht der Bevölkerung ausgelöst.

Gleichzeitig liegen den Vereinten Nationen dem Menschenrechtskommissar zufolge Berichte vor, wonach viele Menschen in der Konfliktzone feststecken. So würden Kämpfer der Extremistenmiliz Islamischer Staat es Zivilisten nicht erlauben, die von der Gruppe kontrollierten Gebiete zu verlassen. An einigen Kontrollpunkten der Regierung wiederum müssten Flüchtlinge Hunderte Dollar zahlen, bevor sie durchgelassen würden.

Lage erinnert an Kämpfe in Aleppo und Ost-Ghuta

In Deraa dürfe sich das Drama von Aleppo und Ostghuta bei Damaskus nicht wiederholen, forderte das DRK. Die Organisation forderte die Konfliktparteien und die Nachbarländer auf, sichere Fluchtrouten für die Bevölkerung und eine Grundversorgung zu gewährleisten.

Die meisten Zivilisten versuchen nach Jordanien zu kommen. Das Land hat bereits 650.000 Bürgerkriegsflüchtlingen Zuflucht geboten und sieht sich nicht in der Lage, mehr Menschen aufzunehmen und hat die Grenze abgeriegelt. Tausende zogen daher nach Angaben der oppositionsnahen Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte in Richtung der Golanhöhen, die die Grenze zu Israel bilden. Die israelische Armee teilte mit, dass die Zahl der Flüchtlinge in den Lagern auf der syrischen Seite in den vergangenen Tagen zugenommen habe. Man habe daher weiter Hilfsgüter geliefert. Ins Land will Israel allerdings weiter keine Flüchtlinge lassen, wie Energieminister Juval Steinitz im Hörfunk bekräftigte.

Insgesamt sind sechs Millionen Menschen in Syrien auf der Flucht. 5,5 Millionen weitere suchen ihr Heil im Ausland, viele von ihnen in Deutschland. In Syrien sind nach Angaben des DRK zurzeit mehr als 13 Millionen Menschen und damit mehr als 50 Prozent der Gesamtbevölkerung auf humanitäre Unterstützung angewiesen. Etwa die Hälfte von ihnen seien Kinder.

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