Verschwundener Journalist Chaschoggi Unternehmen distanzieren sich von Saudi-Arabien

Unternehmen distanzieren sich von Saudi-Arabien wegen Chaschoggi Quelle: dpa

Seit seinem Besuch in der saudischen Botschaft in Istanbul gilt der Regime-Kritiker Dschamal Chaschoggi als vermisst. Die Türkei geht von einem Mord aus. Nun reagiert die Wirtschaft.

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Das Verschwinden des saudi-arabischen Journalisten Dschamal Chaschoggi hat inzwischen erste wirtschaftliche Auswirkungen für das Königreich. Der prominente Regierungskritiker wird seit einem Besuch des saudi-arabischen Konsulats in Istanbul vermisst und soll Medienberichten zufolge dort ermordet worden sein. Mehrere Partnerunternehmen einer Investitionskonferenz in Riad haben ihre Teilnahme wegen des Falles abgesagt. Der Unternehmer Richard Branson kündigte an, seine Virgin Group werde Verhandlungen mit dem saudi-arabischen Staatsfonds über eine Milliarden-Beteiligung an den Raumfahrtprojekten von Virgin stoppen. Im US-Kongress wächst der Widerstand gegen ein Rüstungsgeschäft mit Saudi-Arabien im Umfang von 110 Milliarden Dollar. Präsident Donald Trump sieht allerdings keinen Anlass, das Geschäft zu stoppen. Saudi-Arabien würde das Geld in einem solchen Fall in Russland oder China ausgeben, warnte Trump.

Chaschoggi hatte einen Termin in dem Konsulat und ist seitdem nicht wieder aufgetaucht. Der Türkei liegen einem Zeitungsbericht zufolge Beweise für seine Ermordung vor. Es gebe Video- und Tonaufnahmen, die zeigten, dass Chaschoggi im saudi-arabischen Konsulat in Istanbul getötet worden sei, berichtete die „Washington Post“ unter Berufung auf Vertreter der USA und der Türkei. Es war unklar, ob die US-Vertreter das Material gesehen oder gehört haben. Die türkischen Vertreter hätten sie ihnen aber beschrieben, berichtete die Zeitung.

Mehrere Medienpartner der Future Investment Initiative sagten ihre Teilnahme an deren Konferenz in der saudiarabischen Hauptstadt Riad ab, die am 23. Oktober beginnen soll. Die Chefredakteurin des „Economist“, Zanny Minton Beddoes, werde nicht teilnehmen, teilte ihre Sprecherin mit. Der CNBC-Moderator und Wirtschaftsjournalist der „New York Times“, Andrew Ross Sorkin, erklärte, er werde nicht zu der Konferenz kommen. Er sei „schrecklich beunruhigt“ über das Verschwinden Chashoggis. Die „New York Times“ erklärte, sie werde sich von der Konferenz zurückziehen. Die „Financial Times“ prüft ihr Engagement als Medienpartner. Der Chef von Uber Technologies, Dara Khosrowshahi, machte seine Teilnahme davon abhängig, dass sich die Faktenlage deutlich ändere. Der Chef von Viacom, Bob Bakish, der auf der Konferenz sprechen sollte, sagte ab. Virgin-Chef Branson sagte, sollten sich die Vorwürfe gegen Saudi-Arabien als wahr herausstellen, würde dies für jeden im Westen ganz klar die Möglichkeiten für Geschäfte mit dem Land verändern.

In den USA haben mehrere Kongressmitglieder eine Aufklärung des Schicksals Chaschoggis gefordert. Die Regierung solle zudem Sanktionen gegen Saudi-Arabien in Erwägung ziehen, erklärten sie. „Wenn sich herausstellt, dass sie einen Journalisten ermordet haben, dann wird das unser Verhältnis mächtig ändern“, sagte der Vorsitzende des Auswärtigen Senats-Ausschusses, Bob Corker. Für Trump dürfte es angesichts des Falls Chaschoggi schwerer werden, die Zustimmung des Kongresses zu dem Waffenverkauf an Saudi-Arabien zu gewinnen. Das US-Parlament könnte das Geschäft blockieren. Trump verwies darauf, dass der 110-Milliarden-Dollar-Vertrag Arbeitsplätze in den USA sichere. Er habe nicht die Absicht, das Geschäft zu stoppen.

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