Vor Geberkonferenz Hilfsorganisationen warnen vor Hungerkatastrophe in Afghanistan

Rund 13 Millionen Menschen seien von Hunger bedroht, so Experten. Wetterextreme, Corona und die nach wie vor angespannte Sicherheitslage machen dem Land zu schaffen.

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In diesem Winter droht in Afghanistan nach Angaben der Hilfsorganisation Caritas auch wegen der Corona-Pandemie eine Hungerkatastrophe. „Die häufigen Wetterextreme wie Dürren und Überschwemmungen in den vergangenen Jahren und die nach wie vor angespannte Sicherheitslage verhindern, dass die Menschen von der Bewirtschaftung ihrer Felder leben können“, sagte Vera Jeschke, Länderreferentin von Caritas international und zuständig für die Arbeit des Hilfswerks in Afghanistan am Samstag in Freiburg.

Die Zahl der mit dem Coronavirus Infizierten in Afghanistan steige. Experten schätzten bereits im Juli, dass fast ein Drittel der Bevölkerung - rund 10 Millionen Menschen - infiziert sei.

Anfang der Woche wird sich die internationale Gemeinschaft virtuell zu einer Geberkonferenz zusammenfinden, um Geld für Afghanistan zu sammeln. „Die Staatengemeinschaft muss die Mittel sinnvoll und friedensstiftend einsetzen, soll Afghanistan eine wirkliche Zukunft haben“, forderte Peter Neher, Präsident des Deutschen Caritasverbandes. Auf der Geberkonferenz in Brüssel vor vier Jahren wurden 15,2 Milliarden Dollar von den Staaten zugesagt.

Ekkehard Forberg vom Kinderhilfsorganisation World Vision erklärte: „Die Geberkonferenz muss umfangreiche finanzielle Hilfen für den Wiederaufbau und langfristige Entwicklungszusammenarbeit bereitstellen.“ Auch Anna Dirksmeier vom Entwicklungshilfswerk Misereor verwies auf die schwierige Lage in Afghanistan. „Die Not ist so groß, weil einfach zu viele Krisen zusammentreffen: anhaltende Kampfhandlungen und instabile Sicherheitslage, verlorene Ernten nach Dürren und Überschwemmungen und nun auch noch die Covid-19-Pandemie.“

Als Folge seien 13 Millionen Menschen von Hunger bedroht. Misereor forderte die Bundesregierung in der Mitteilung vom Samstag auf, bei der Geberkonferenz einen „sichtbaren Beitrag“ zu leisten und zudem einen Stopp der Sammelabschiebungen von ausreisepflichtigen Afghanen aus Deutschland zu beschließen.

Afghanistan ist nach mehr als vier Jahrzehnten Krieg und Konflikten auf Entwicklungshilfe angewiesen. Rund 60 Prozent des Haushalts werden durch internationale Geldgeber finanziert. Weitere Finanzhilfen in Millionenhöhe gibt es für Polizei und Militär, die nicht Teil des nationalen Budgets sind. Der Konflikt geht trotz der laufenden Friedensverhandlungen weiter.

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