Vor Gipfel Trump droht Kim mit Regimesturz

USA und Nordkorea: Donald Trump droht Kim mit Regimesturz Quelle: AP

Der Ton zwischen Nordkorea und den USA verschärft sich wieder. Wenige Wochen vor einem geplanten Treffen droht Trump Kim gar mit dem Regimesturz.

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Tokio Nordkorea und die USA verschärfen ihre Rhetorik. Erst legte Nordkorea Donnerstagnacht seiner Drohung nach, den für den 12. Juni geplanten Gipfel platzen zu lassen und den vorbereitenden bilateralen Spitzendialog mit Südkorea auszusetzen. Persönliche Treffen seien „nicht einfach“, solange Südkorea Probleme wie die massive Luftwaffenübung „Max Thunder“ oder Auftritte eines prominenten Abtrünnigen nordkoreanischen Spitzendiplomaten nicht löse, teilte Ri Son Gwon, der Vorsitzende von Nordkoreas Komitee für friedliche Wiedervereinigung des Landes mit.

Kurze Zeit später drohte dann US-Präsident Donald Trump Nordkoreas Führer Kim offen mit einem Systemsturz nach dem Vorbild von Libyens Staatschef Muammar al-Gaddafi, falls der Norden sich nicht zu einer atomaren Entwaffnung bereit erklären würde. Das Modell mit Gaddafi sei „totale Dezimierung“ gewesen, sagte Trump. „Dieses Modell könnte stattfinden, wenn wir keinen Deal machen, sehr wahrscheinlich wenigstens“, sagte Trump.

Als Alternative sicherte Trump zwar zu, Kim „sehr, sehr glücklich“ zu machen, falls Nordkorea ein Abkommen unterzeichne. Für diesen Fall stellte er Nordkorea das genaue Gegenteil eines Libyen-Modells in Aussicht: solide Sicherheitsgarantien. Er sagte auch, dass er sich „sehr gute Beziehungen“ mit Nordkorea vorstellen könne, wenn es zu einem Abkommen komme. Und vielleicht war das auch die Botschaft, die Trump übermitteln wollte.

Aber Nordkorea-Experten warnen, dass Trump mit seiner vorgeschalteten Drohgebärde die Vorbereitung des Gipfels erschwert haben können. Es sei nun genau das passiert, was er seit Monaten befürchtet habe, meint Robert Kelly, Korea-Experte an der südkoreanischen Busan-National-Universität, der sich selbst als moderaten Hardliner gegenüber Nordkorea bezeichnet. „Die kriegerische, undisziplinierte Trump-Show übernimmt und verschlechtert die Lage vielleicht mehr, als ein Ausfall des Gipfels.

Denn der Fall Libyen ist ein rotes Tuch für Nordkorea. Schließlich war Gaddafi gestürzt worden, nachdem er sein Atomwaffenprogramm gegen Sicherheitsgarantien gestoppt hatte. Seine Leiche wurde massakriert in der Gosse gefunden. Das begründet mit Libyens und Iraks späterem Sturz, warum es Atombomben als Mittel der Abschreckung brauche.

Außerdem reagiert Nordkorea allergisch auf Andeutungen, dass Sanktionen und militärischer Druck das Land an den Verhandlungstisch gezwungen hätten. Am Mittwoch hatte Nordkoreas Vize-Außenminister Kim Kye Gwan es als schweren Fehler bezeichnet dass Nordkoreas „Großherzigkeit und großzügige Initiative“ in den USA als Zeichen der Schwäche und Ergebnis von Sanktionen und militärischem Druck interpretiert würden.

Experte Kelly erwartet schon bald eine verärgerte Antwort Nordkoreas über die Nachrichtenagentur KCNA. Und damit steht er nicht allein. Trumps Auftritt sei „in extremen Maß nicht hilfreich“ gewesen, urteilt Kelsey Davenport, Direktorin für die Nichtverbreitungspolitik von Massenvernichtungswaffen der Arms Control Association, einem US-Thinktank. „Diese Art der Überreaktion und Rhetorik sendet Nordkorea die falsche Botschaft über die Absichten der USA.“

Noch ist unklar, was genau hinter Nordkoreas Medienoffensive steckt. Die Spekulationen reichen von innenpolitischen Gründen, namentlich der Befriedung eigener Hardliner, bis hin zu einem wirklichen Wechsel der Verhandlungsstrategie. Doch in Einem herrscht weitgehend Einigkeit: Die verbale Eskalation bedeutet noch kein Aus für den Gipfel.

Viele Experten sehen darin vor allem einen Teil der Verhandlungen, die nun in die harte Phase kommen. Denn nun müssen die USA und Nordkorea die Kluft zwischen ihren Ausgangspositionen überbrücken: einer sofortiger Abrüstung und einem langsamen schrittweisen Verfahren. Mit der Verhärtung könnte Nordkorea versuchen, größere Zugeständnisse für das eigene Land herauszuschlagen.

Auch Südkoreas Präsidialamt hat bereits angekündigt, weiterhin alle Kanäle zu den USA und Nordkorea zu nutzen, um die Streitfragen zu koordinieren. Ziel sei es, dass es „einen erfolgreichen nordkoreanisch-amerikanischen Gipfel im Geist des gegenseitigen Respekts“ geben werde.

Umso wichtiger wird nun, die schwierigen Vorbereitungen nicht auch noch durch unbedachte Äußerungen zu belasten. Ob der spontane Trump sich zurückhalten kann, wird sich zeigen. Erste Aufschlüsse über Nordkoreas wirkliche Absichten könnte schon die kommende Woche bringen.

Kim hatte Experten und Journalisten zu der Sprengung des Atomtestzentrums in Pungrye-ri eingeladen. Ende des Monats sollen zudem Gespräche zwischen den Militärs von Nord- und Südkorea geführt werden. Sagt Nordkorea einen oder gar beide Programmpunkte ab, wäre das ein schwerer Rückschlag. Finden sie statt, wird ein persönliches Kräftemessen zwischen Trump und Kim wahrscheinlicher.

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