Vor Präsidenten-Stichwahl Warschau bestellt deutschen Diplomaten ein und kritisiert Medien

Am Sonntag entscheidet Polen über einen neuen Präsidenten. Die Regierung wirft einem Boulevardblatt mit deutscher Kapitalbeteiligung Manipulation und einseitige Bewertung vor.

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„Heute sehen wir einen weiteren Fall eines deutschen Angriffs bei dieser Wahl“, sagte Duda am Freitag. Quelle: AP

Nach einem Konflikt zwischen Präsident Andrzej Duda und einer in Polen erscheinenden Boulevardzeitung, die teilweise in deutschem Besitz ist, hat das Außenministerium in Warschau den Geschäftsträger der deutschen Botschaft einbestellt.

In dem Gespräch habe der stellvertretende Außenminister Szymon Szynkowski vel Sek den deutschen Diplomaten Knut Abraham darüber informiert, dass sich Polen den Manipulationen und der einseitigen Bewertung entgegenstelle, die in einer Serie von Artikeln deutscher Medien sowie polnischer Medien mit deutscher Kapitalbeteiligung zutage getreten seien, teilte das Außenministerium der Deutschen Presse-Agentur in Warschau am Mittwoch mit.

Dadurch sei der eindeutige Eindruck entstanden, dass diese Medien bei der bevorstehenden Präsidentenwahl in Polen eine Seite unterstützen würden. Eine Sprecherin der deutschen Botschaft bestätigte den Termin, wollte aber zum Inhalt keine Angaben machen.

Duda hatte am Freitag die Berichterstattung in der Boulevardzeitung „Fakt“ kritisiert, die in Polen von der Ringier Axel Springer Media AG herausgegeben wird. An dem Unternehmen halten das Schweizer Medienhaus und Axel Springer jeweils Anteile von 50 Prozent.

„Fakt“ hatte darüber berichtet, dass Duda einen Pädophilen begnadigt hatte. Nach Ansicht von Kommentatoren in Warschau erweckte die Aufmachung in „Fakt“ den Eindruck, als sei Duda selbst ein pädophiler Täter. „Heute sehen wir einen weiteren Fall eines deutschen Angriffs bei dieser Wahl“, sagte Duda am Freitag.

Duda kritisiert auch Warschau-Korrespondenten der „Welt“

Zudem kritisierte der Präsident den Warschau-Korrespondenten der „Welt“. Dieser habe geschrieben, dass Dudas Herausforderer Rafal Trzaskowski, der bessere Präsident wäre, weil er anders als Duda nicht auf Reparationszahlungen von Deutschland für die Schäden des Zweiten Weltkriegs beharre.

Am kommenden Sonntag entscheiden die Polen in einer Stichwahl über einen neuen Präsidenten. Laut Umfragen wird es ein knappes Rennen zwischen Duda und seinem liberalkonservativen Herausforderer Trzaskowski.

Die Axel Springer Verlagsgruppe wollte die Vorgänge nicht kommentieren. Vom Medienunternehmen Ringier lag zunächst keine Stellungnahme vor.

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