Vorwahlkampf in den USA Ringkampf für Hillary

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Ängste statt inhaltliche Substanz


Treffsicher bei Pointen wirkt Scott Walker – und der Gouverneur von Wisconsin ist der Einzige, der sich an Hillary Clinton abarbeitet: „In jedem Land der Welt, in das Hillary Clinton einen Fuß gesetzt hat, herrscht heute mehr Chaos als zuvor“, behauptet Scott Walker und bezieht sich wohl auf Länder wie den Irak und Libyen.
Inhaltlich punkten kann indes auch Walker nicht. Denn wie erwartet schafft er es nicht, seine Angriffe mit Faktenwissen zu flankieren. Dieser Mann hat im Gegenteil wenig Ahnung von der weiten Welt, was etwa dieser Lapsus zeigt: „Ägypten ist wahrscheinlich der beste Freund, den wir in Israel je hatten.“ Okay, das mag ein Versprecher sein. Aber diesen Satz zur komplexen Iran-Frage würden ihm die Landeskenner als naiv um die Ohren hauen: „Wir nehmen den Iran-Deal zurück, setzen die Sanktionen wieder ein und verschärfen sie.“ Und dann? Wird der Ajatollah weinen und den Bau der Atomwaffen einstellen? Na dann.

Ex-Gouverneur Huckabee steigt in Wahlkampf ein
Mike Huckabee hält eine Rede und kündigt seine Kandidatur um den Präsidentschaftskandidaten der Republikaner an. Quelle: REUTERS
Carly Fioriana hält eine Rede vor einer US-amerikanischen Flagge. Quelle: AP
Der bekannte Neurochirurg Ben Carson kündigte am Sonntag seine Kandidatur an. Er habe sich dazu entschlossen, nachdem ihn viele Menschen dazu ermutigt hätten, obwohl er ein politischer Neuling sei, sagte der 63-Jährige in einem Interview des Senders WPEC-TV. Carson ist der erste Afroamerikaner unter den nunmehr fünf Kandidaten der Republikaner für die Wahl im November 2016 und gilt als Liebling der erzkonservativen Tea-Party-Bewegung der Partei. Er tritt für niedrige Steuern und gegen die Gesundheitsreform von Präsident Barack Obama ein. Offiziell will er seine Kandidatur am Montag erklären. Weltweite berühmt wurde Carson mit der ersten erfolgreichen Trennungsoperation an siamesischen Zwillingen, die am Kopf zusammengewachsen waren. Neben ihm bewerben sich bislang die Senatoren Marco Rubio, Ted Cruz und Rand Paul um die Präsidentschaftskandidatur der Republikaner bei der Wahl im November 2016. Als weiterer Kandidat gilt vor allem der frühere Gouverneur von Florida, Jeb Bush, Bruder des ehemaligen Präsidenten George W. Bush. Bei Obamas Demokraten gilt Ex-Außenministerin Hillary Clinton als Favoritin. Quelle: REUTERS
Der konservative US-Republikaner Marco Rubio hat seine Kandidatur für die US-Präsidentschaftswahlen 2016 bekanntgegeben. „Ich kann als Präsident einen Unterschied machen“, sagte der 43-jährige Senator aus Florida in Miami. Rubio - Sohn kubanischer Einwanderer - versprach ein „neues amerikanisches Jahrhundert“, falls er gewählt werde. Zugleich ging die demokratische Bewerberin Hillary Clinton bereits auf Road Tour durchs Land. Per Bus will sie über 1800 Kilometer bis in den Mittelwest-Staat Iowa fahren - wo im Januar die ersten Vorwahlen steigen. Ohne ihren Namen ausdrücklich zu nennen, kritisierte Rubio die 67-jährige Clinton als „Frau von Gestern“. Amerika müsse wieder führen in der Welt. „Wenn Amerika bei der Führung versagt, folgt unausweichlich weltweites Chaos.“ Rubio lehnte auch die Annäherung an Kuba strikt ab. Nach seinem Senatskollegen Ted Cruz aus Texas und Rand Paul aus Kentucky ist Rubio bereits der dritte Republikaner, der offiziell seine Kandidatur erklärt. Die „New York Times“ räumt ihm aber kaum Chancen ein. Er liege in Umfragen deutlich hinter Cruz und Paul - vor allem aber hinter Jeb Bush, dem ebenfalls Ambitionen auf das Weiße Haus nachgesagt werden. Quelle: REUTERS
Rand Paul Quelle: AP
US-Senator Ted Cruz Quelle: AP
Jim Webb Quelle: AP


Überhaupt fehlen in diesem verbalen Ringkampf inhaltliche Substanz und konkrete Lösungen. Es geht über weite Strecken um Ängste, vor allem vor illegalen Einwanderern und Terroristen. Themen, die einfache Antworten verlangen, und die hat Ted Cruz parat. Das ist der Senator aus Texas, der in einem Wahlkampf-Video auf einem Maschinengewehr Eier gebacken hat. „Es gibt im Washingtoner Kartell zu viele, die Amnestie für illegale Flüchtlinge fordern“, behauptet er. Dagegen wolle er kämpfen. Und an IS-Terroristen setzt der Waffennarr einen ganz persönlichen Warnschuss ab: „Wenn du dich dem IS anschließt, dann unterzeichnest du dein eigenes Todesurteil.“ Herrgott, hilf!
Aber es gibt unter den Republikanern auch ganz normale Kandidaten. Neben dem blassen Bush gilt das vor für Floridas Senator Marco Rubio: Er ist Mitte Vierzig und gilt in der verstaubten Partei als Nachwuchshoffnung – und dank als Sohn kubanischer Einwanderer könnte er den Demokraten gar manche Stimme der „Hispanics“ streitig machen.


In der Diskussion sticht er nicht nur hervor, weil er aussieht wie aus dem Ei gepellt, sondern auch dank überlegter Äußerungen. Das Einwanderungsrecht müsse man so reformieren, dass es für Integrationswillige offen bleibe. Wer sich 15 Jahre auf ein Leben in den USA vorbereite und dann abgelehnt werde, der denke natürlich über illegale Einwanderung nach. Darum genüge es nicht, bloß einen großen Zaun zu bauen, so Marco Rubio. Er denkt an eine Strategie.
Außenseiter wie Rubio machen die beste Figur an diesem Abend. Oder auch Ohios Gouverneur John Kasich, der beim Thema Strafvollzug punktet: „Wir behandeln Gefangene mit psychischen Problemen und Drogensucht und bringen sie zurück in ihre Wohnviertel statt sie teuer im Gefängnis durchzufüttern.“ Beide liegen in Umfragen jedoch weit hinter Clown Trump und Langweiler Bush zurück. Kein Wunder, dass Hillary Clinton schon zum Sektglas greift.

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