Währung Goodbye Dollar

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Gefährliche Schieflage 1. Wie das Wechselkurssystem

Neben der Fed wirkte auch die Notenbank in China an diesem Teufelskreislauf mit. Das Land hatte bereits Anfang der Neunzigerjahre auf eine exportorientierte Wachstumsstrategie gesetzt. Dazu werteten die Währungshüter den Yuan um knapp 50 Prozent gegenüber dem Dollar ab und verteidigten den niedrigen Wechselkurs. Von 2005 bis 2008 ließen sie auf Druck der USA zwar eine leichte Aufwertung zu, die blieb jedoch weit hinter dem Notwendigen zurück. Mit dem Rückenwind der billigen Währung segelten die Exporte Chinas von einem Rekord zum nächsten und katapultierten die Wachstumsraten der Wirtschaft auf zweistellige Raten.

Als Vorbild diente China dabei das exportgetriebene Wachstumsmodell, das Deutschland nach dem Zweiten Weltkrieg in Kraft setzte und das uns das Wirtschaftswunder bescherte. 1944 hatten sich die späteren Siegermächte im amerikanischen Kurort Bretton Woods auf eine Nachkriegs-Währungsordnung geeinigt, bei der alle beteiligten Währungen einen festen Wechselkurs zum Dollar hatten, der wiederum fest an Gold gebunden war. Die amerikanische Notenbank war verpflichtet, jederzeit Dollar in Gold zu tauschen.

Bindung zwischen Dollar und Gold längst gelockert

Als Deutschland dem System 1949 beitrat, geschah das auf Basis eines niedrigen Wechselkurses der D-Mark, was die Exporte kräftig ankurbelte. Das System zerbrach Anfang der Siebzigerjahre, als die US-Notenbank zur Finanzierung des Vietnam-Kriegs zu viele Dollar in Umlauf gebracht hatte und ihre Goldeinlöseverpflichtung nicht mehr erfüllen konnte.

Zwar ist die Bindung des Dollar an Gold längst Vergangenheit. Doch die festen Wechselkurse zum Greenback, die in den vergangenen Jahren neben China auch Singapur, Malaysia, Hongkong und viele Öl exportierende Staaten aus Nahost eingeführt haben, veranlassten Ökonomen, vom „Bretton-Woods-II-System“ zu sprechen.

Dieses System schien zunächst gut zu funktionieren. China lieferte dank seiner unterbewerteten Währung billige Produkte in die USA und förderte damit den Konsumrausch der US-Bürger. Um den Aufwertungsdruck auf den Yuan zu dämpfen, kauften die Chinesen Dollar an und pumpten im Gegenzug Yuan in die heimische Wirtschaft. Anschließend schleusten sie die Dollar in die USA zurück, indem sie amerikanische Staatsanleihen und andere Wertpapiere kauften.

Zweifel am Wechselkurssystem in Peking

Das Problem dabei: Die Chinesen trieben so die Kurse der US-Staatspapiere in luftige Höhen und die Effektivzinsen in den Keller. Zusammen mit den ultraniedrigen Leitzinsen der US-Notenbank förderte das die Verschuldung der US-Bürger und pustete die Immobilienblase immer weiter auf. Weil Staatsanleihen nur Mickerzinsen boten, gingen Investoren auf der Suche nach mehr Rendite immer größere Risiken ein und nährten spekulative Übertreibungen.

In China pumpte die Zentralbank im Zuge der Devisenmarktinterventionen immer mehr eigenes Geld in die Wirtschaft, und so schossen auch von Peking bis Shenzhen die Preise für Immobilien in die Höhe. Für Li Ruogu, Präsident der chinesischen Export-Import-Bank, ist das „auf den Dollar fixierte Wechselkurssystem daher eine der Hauptursachen für die Finanzkrise“.

Auch die Machthaber in Peking beginnen daher an ihrem Wechselkurssystem zu zweifeln. Im März erregte der Chef der chinesischen Zentralbank, Zhou Xiaochuan, große Aufmerksamkeit, als er die Abkehr vom Dollar als Leitwährung forderte und vorschlug, die Sonderziehungsrechte (SZR) des Internationalen Währungsfonds (IWF) zu einer supranationalen Reservewährung auszubauen.

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