Währung Goodbye Dollar

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Notenbanker Bernanke: Quelle: AP

Einen prominenten Befürworter hat der Goldstandard ausgerechnet in Alan Greenspan, dem ehemaligen US-Notenbankpräsidenten. 1966, lange bevor er sein Amt antrat, kritisierte er in einem Aufsatz über „Gold und wirtschaftliche Freiheit“, „die Abschaffung des Goldstandards“ habe es „den Verfechtern des Wohlfahrtsstaates ermöglicht, das Bankensystem für eine unbegrenzte Kreditexpansion zu missbrauchen“. Das habe zu ausufernden Staatsdefiziten, Geldmengenexpansionen und Inflation geführt. „Ohne Goldstandard gibt es keine Möglichkeit, Ersparnisse vor der Enteignung durch Inflation zu schützen“, konstatierte Greenspan damals.

Jahre später, als Notenbankchef, unternahm Greenspan keinerlei Anstalten, den Goldstandard neu zu beleben. Im Gegenteil: Seine Zinsbeschlüsse trugen mit zur Blasenbildung an den Vermögensmärkten bei. Dennoch bekennt er sich auch heute noch als Anhänger des Goldstandards. Gut möglich, dass die eigene Erfahrung mit einer regellosen Geldpolitik dieses Bekenntnis befördert hat.

Keynes: Weltwährung mit Deckung aus 30 Rohstoffen

Technisch gesehen wäre es durchaus möglich, die Währungen wieder an Gold zu binden. In den Tresoren der Notenbanken schlummern große Mengen des Edelmetalls. Die Zentralbanken der G20-Länder halten rund zwei Drittel der weltweiten Goldreserven. Rechnet man die Vorräte des IWF, der Europäischen Zentralbank und der Bank für internationalen Zahlungsausgleich dazu, liegt der Anteil sogar bei knapp 80 Prozent.

Dennoch würde die Menge nicht reichen, um das weltweite Geld zu decken, ohne dass der Goldpreis in die Höhe schießt. Würde nur das Papiergeld an die aktuellen Goldbestände der USA (Eurozone) gekoppelt, ergäbe sich für eine Unze Gold ein theoretischer Gleichgewichtspreis von rund 6.852 Dollar (2.925 Euro). Bei einer vollen Deckung aller Währungen durch Gold würde sich der Preis für die Feinunze von derzeit 940 auf etwa 37.000 Dollar vervierzigfachen. Aus diesem Grund käme als Deckung wohl eher ein Korb aus mehreren Rohstoffen infrage, wie ihn der britische Ökonom John Maynard Keynes auf der Bretton-Woods-Konferenz vorgeschlagen hatte. Keynes schwebte vor, eine Weltwährung, die er Bancor nannte, zu etablieren. Ihr sollte ein Korb aus 30 Rohstoffen zugrunde liegen.

"Fataler Konstruktionsfehler"

Der Charme eines Gold- oder Rohstoffstandards besteht vor allem darin, dass er die Zentralbanken einem starren Korsett unterwirft, das ihnen eine zügellose Ausweitung der Geldmenge verbietet. Spekulative Blasen und Inflationsschübe gehörten dann der Vergangenheit an. Auch die Gefahr protektionistischer Abwertungswettläufe wäre durch die feste Bindung der Währungen an Gold gebannt.

Gleichwohl habe der Goldstandard einen „fatalen Konstruktionsfehler“, sagt Li Ruogu: „Der Widerspruch zwischen begrenzten Goldreserven und unbegrenzten Wachstumsmöglichkeiten der realen Wirtschaft führt langfristig zur monetären Unterversorgung und Deflation.“

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