
Inflationsgefahr? Christine Lagarde winkt ab. Charmant lächelnd verweist die Direktorin des Internationalen Währungsfonds auf die jüngste Studie ihrer Experten mit dem schönen Titel: "Der Hund, der nicht bellt"
Um das viele billige Geld, welches die Notenbanken weltweit in den Markt pumpten, darum bestünde derzeit kein Grund zur Sorge - im Gegenteil. Sie sorge sich eher um ein mögliches Ende der lockeren Geldpolitik. Eine zu früh beendete Niedrigzinspolitik könne eine neue Rezession einläuten, vor allem in den Schwellenländern, in die viel Kapital geflossen sein.





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Nein, Lagarde hat ganz andere Sorgen als das Inflationsgespenst, das vor allem uns Deutsche umtreibt (und etwa in Brasilien mit einer Inflationsrate von sechs Prozent längst real ist). Fünf Jahre nach der Finanzkrise, die ausgehend von den USA ihren Lauf um die Welt nahm, malt die Direktorin des Internationalen Währungsfonds zur Frühjahrstagung des Internationalen Währungsfonds in Washington, die in dieser Woche in Washington beginnt, wahrlich kein rosiges Welt von der Welt-Konjunktur.
Für 2013 erwartet der IWF nicht mehr Wachstum als im vergangen Jahr. Im Januar hatte der IWF ein globales Wachstum von 3,5 Prozent für 2013 prognostiziert, nach 3,2 Prozent im Vorjahr. Sicher, so die IWF-Direktorin, die wirtschaftlichen Bedingungen hätten sich seit dem Ausbruch der Krise verbessert. Doch da seien neue wie alte Risiken. Die Unterschiede in den Weltregionen seien so groß, Und in zu vielen Ländern hätte sich die Verbesserung auf den Finanzmärkten nicht in der Real-Wirtschaft niedergeschlagen. Hart geht IWF-Chefin Largarde vor allem mit Amerika und Europa ins Gericht.
Die USA kritisiert sie, wegen des immer noch viel zu hohen Defizits. Die harten mittelfristigen Budgetkürzungen in Milliardenhöhe quer verteilt über alle Positionen im US-Haushalt - auch dort, wo es nicht sein muss, so Lagarde - hält sie für abgrundtief falsch und gefährlich. Für Amerika müsse ein langfristiger Haushaltsplan her, mit Kürzungen bei den Sozialleistungen und neuen Einnahmen. Ringe sich Amerika dazu nicht durch, dann drohe die Erholung allzu schnell zunichte gemacht zu werden.
Zu großzügige Geldpakete an reiche Euroländer
Seit Juni 2011 steht die 57-jährige Französin an der Spitze des Internationalen Währungsfonds, nachdem ihr Vorgänger und Landsmann Dominique Strauss-Kahn wegen eines Vergewaltigungsvorwurfs zurückgetreten war. Die Finanzpolitikerin hat sich seitdem als äußerst charmante, aber sehr streitbare Kritikerin etabliert. Mit ihr an der Spitze mutierte der Internationale Währungsfonds, eine Sonderorganisation der Vereinten Nationen mit 188 Mitgliedstaaten, zum allgegenwärtigen, engagierten Euroretter - gemeinsam mit der Europäischen Zentralbank (EZB) und der Europäischen Kommission - und immer schön im Gleichklang mit der Geldpolitik der Notenbanken.