Waffen Pentagon stoppt milliardenschweres Raketenabwehrprojekt

1,2 Milliarden Dollar hat eine Weiterentwicklung von Systemen zur Raketenabwehr das Pentagon schon gekostet. Doch nun beendet es das Projekt.

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Pentagon stoppt milliardenschweres Raketenabwehrprojekt Quelle: dpa

Washington Das Pentagon zieht bei einem milliardenschweren Raketenabwehrprojekt nach technischen Pannen die Notbremse: Das Programm werde gestoppt und ein entsprechender Vertrag mit Boeing am Donnerstag aufgelöst, teilte das US-Verteidigungsministerium am Mittwoch (Ortszeit) mit. Die Konstruktionsprobleme seien so gravierend, dass deren Behebung entweder unmöglich oder zu kostspielig gewesen wäre.

Nun soll es den Angaben zufolge eine neue Ausschreibung für den Bau eines Abfangsystems der neuen Generation geben. Experten zufolge könnte es dabei unter anderem um eine Waffe gehen, die es auch mit Hyperschall-Raketen aufnehmen kann, wie sie von China und Russland entwickelt werden. Erwogen wird aber auch eine Entwicklung von Abwehrsystemen gegen ballistische Interkontinentalraketen, wie sie Nordkorea anstrebt.

Das Pentagon hat derzeit 44 Abfangraketen, die sich vor allem in Alaska befinden. Jede ist so entwickelt, dass sie von einem unterirdischen Bunker aus gestartet, die Erdatmosphäre übersteigen und ein sogenanntes „Kill-Vehikel“ freisetzen kann – eine Vorrichtung, die das gegnerische Ziel ansteuern und es dann durch Kollision zerstören kann. Diese Waffen haben die USA bisher getestet, aber noch nie in echten Kampfszenarien genutzt.

Das „Kill-Vehikel“ hätte Boeing im Auftrag des Pentagons überarbeiten sollen, um es verlässlicher bei einem möglichen Einsatz gegen jene Art von Langstreckenraketen zu machen, die Nordkorea nach eigenen Angaben baut. Die Geschosse könnten das US-Festlands erreichen.

Vom Kongress hatte das Pentagon grünes Licht, die Zahl der 44 Raketenabfänger auf 64 aufzustocken. Die zusätzlichen 20 Systeme hätten laut dem Vertrag mit Boeing bis 2023 mit dem überarbeiteten „Kill-Vehikel“ ausgerüstet werden sollen. Dazu dürfte es nun nicht kommen.

Bereits 1,2 Milliarden Dollar hatte das US-Ministerium in das Projekt gesteckt, als Michael Griffin, Staatssekretär für Rüstungsforschung und Technik, vergangene Woche dessen endgültiges Ende beschloss. Schon im Mai hatte er Boeing angewiesen, das Programm auszusetzen. Griffin nannte den Schritt vernünftig. „Entwicklungsprogramme stoßen manchmal auf Probleme“, schrieb er in der Pentagonmitteilung. Details über die Schwierigkeiten wollte ein Ministeriumssprecher mit Verweis auf Geheimhaltung nicht nennen.

Boeing akzeptiere die Entscheidung, das Projekt platzen zu lassen, teilte der Hersteller von Flugzeugen und Militär- und Raumfahrttechnik mit. Das Unternehmen unterstütze die Ausschreibung für ein neues Raketenabfangsystem.

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