Die Einfuhr von tatsächlichen Kriegswaffen nach Russland ist dagegen minimal. Vor zwei Jahren bezifferte Rosoboronexport diese auf knapp 100 Millionen Dollar jährlich. So ist etwa aus Deutschland seit 2005 kein einziger Export von Kriegsgerät genehmigt worden. Die meisten Waffenexporten nach Russland machen dagegen Jagdgewehre und Handfeuerwaffen aus. Größere Deals, wie der heißdiskutierte Verkauf von zwei französischen Hubschrauberträgern, italienischen Geländewagen oder israelischen Dronen, sind eher die Ausnahme.
Anders sieht es dagegen beim Import von Komponenten oder von Maschinen aus, die für die Produktion von Waffen benötigt werden. Hier sind Einfuhren längst zur Norm geworden. So hat sich Russland in den vergangenen Jahren an die Top-10 der Exportmärkte für die französische Rüstungsindustrie herangepirscht. Frankreich lieferte etwa Wärmebild-Optik im Wert von 80 Millionen Dollar, die in russischen T-90 Panzern verbaut wird. Diese wiederum sind ein russischer Exportschlager im Geschäft mit Indien. Der russische Staatskonzern Rostec produziert zudem gemeinsam mit Sagem aus Frankreich Navigationssysteme für Flugzeuge. Diese kommen zum Beispiel in modernen Su-30 Jets, zum Einsatz, die ebenfalls weltweit begehrt sind.
Die Rüstungsweltmeister
Immerhin 2,7 Prozent des Bruttoinlandsprodukts gibt Südkorea - ein Verbündeter der USA für seine Verteidigung aus. Konkret waren das im vergangenen Jahr 34,4 Milliarden US-Dollar (30,4 Milliarden Euro). Quelle: Internationales Institut für Strategische Studien.
Rund 1,5 Prozent des Bruttoinlandsprodukts gab Deutschland zuletzt für die Bundeswehr aus. Der Verteidigungsetat lag 2014 nach IISS-Schätzung bei 43,9 Milliarden Dollar (38,8 Milliarden Euro).
Indien befindet sich in einer Dauerfehde mit seinem Nachbarn Pakistan. Ein Wettrüsten findet statt und treibt die Verteidigungskosten in die Höhe. Der Wehretat lag im vergangenen Jahr bei 45,2 Milliarden US-Dollar '(knapp 40 Milliarden Euro).
Japan gibt nur knapp einen Prozent seines Gesamthaushalts für die Verteidigung aus - das sind aber in absoluten Zahlen immerhin noch 47,7 Milliarden US-Dollar und damit der siebtgrößte Wert weltweit.
Die zweitgrößte Volkswirtschaft der Euro-Zone stemmt den größten Verteidigungshaushalt innerhalb der Währungsunion. Mit einem Wehretat von 53,1 Milliarden US-Dollar (46,9 Milliarden Euro) liegt Paris deutlich vor den Deutschen.
Knapp 62 Milliarden US-Dollar (54,6 Milliarden Euro) nahmen die Briten im vergangenen Jahr in die Hand, um ihre Armee auszurüsten und zu bezahlen - kein europäischer Staat hatte einen höheren Verteidigungsetat.
Russland rüstet auf. Im vergangenen Jahr investierte Moskau 70 Milliarden US-Dollar in seine Truppen (= 61,9 Milliarden Euro).
Das ölreiche Land hatte im vergangenen Jahr einen Wehretat in Höhe von 80,8 Milliarden US-Dollar (das entspricht beim derzeitigen Umrechnungskurs rund 71,5 Milliarden Euro). Es ist der drittgrößte Militärhaushalt weltweit.
Dass sich die USA und China ein Duell um die neue Supermacht liefern, lässt sich auch an den Rüstungsausgaben ablesen. Direkt hinter den USA rangieren inzwischen die Chinesen. Ihr Wehretat betrug 2014 129,4 Milliarden US-Dollar (= 114,2 Milliarden Euro)
Meilenweit vorne bei den Militärausgaben liegen die Vereinigten Staaten von Amerika. Dem Verteidigungsministerium stand im vergangenen Jahr ein Budget von 581 Milliarden US-Dollar zur Verfügung (= 513,8 Milliarden Euro) - mehr als das Viereinhalbfache der Chinesen und mehr als das Dreizehnfache Deutschlands.
Als Achillesferse der Branche bezeichnen Experten zudem den Elektronikbereich. „Rund 50 Prozent der Mikroelektronik für die Rüstungsindustrie müssen importiert werden, während die eigenen Hersteller lediglich die Entwicklungen von gestern nachbauen“, kritisiert Alexander Larionow vom Ingeneurbüro Vympel, das sich auf Raketen spezialisiert.
Andere Experten schätzen die Abhängigkeit von ausländischer Elektronik im High-Tech-Bereich sogar auf 70 Prozent. Deutschland lieferte 2013 genehmigungspflichtige Elektronik im Wert von 20 Millionen Euro, ein Jahr davor waren es 60 Millionen.
Von Importen abhängig
Insbesondere die Krim-Krise hat das Problem der Importabhängigkeit in die russische Öffentlichkeit befördert. Denn die Ukraine war bisher Russlands größter Waffenlieferant. Nun hat Kiew den Export von Rüstungsgütern nach Russland untersagt. Dabei sind insbesondere die Hersteller von Hubschraubern, einem weiteren Exportschlager Russlands, zu 80 Prozent auf Antriebstechnik aus dem Nachbarland angewiesen.
Bereits im Frühjahr wurde die sogenannten Importsubstitution im Rüstungssektor zum Thema Nummer eins in Militärkreisen. Seitdem hat es immer wieder Gespräche auf höchster Ebene gegeben. Zur Zeit arbeite die Regierung an einem detaillierten Plan, erklärte kürzlich Dmitri Rogosin, der für die Rüstungsindustrie zuständige Vizepremier. Dieser soll schon bald Putin und der Regierung vorgelegt werden.
Schon jetzt ist klar, dass die russischen Hersteller sich wohl über einen weiteren Geldregen freuen dürfen. Doch während die Rüstungsindustrie jubelt, bleiben Experten skeptisch. Allein die russische Raumfahrtagentur beziffert die Kosten der Importunabhängigkeit in den kommenden vier Jahren auf eine Milliarde Dollar. „Theoretisch hat Putin natürlich Recht, dass Russland alles selber herstellen könnte“, meint auch der Militärexperte Alexander Golz. Die Kosten dafür dürften allerdings immens sein.