Waffenhandel Russlands Rüstungsindustrie boomt

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Russische Exportschlager

Die Einfuhr von tatsächlichen Kriegswaffen nach Russland ist dagegen minimal. Vor zwei Jahren bezifferte Rosoboronexport diese auf knapp 100 Millionen Dollar jährlich. So ist etwa aus Deutschland seit 2005 kein einziger Export von Kriegsgerät genehmigt worden. Die meisten Waffenexporten nach Russland machen dagegen Jagdgewehre und Handfeuerwaffen aus. Größere Deals, wie der heißdiskutierte Verkauf von zwei französischen Hubschrauberträgern, italienischen Geländewagen oder israelischen Dronen, sind eher die Ausnahme.

Die größten Rüstungsschmieden der Welt
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Anders sieht es dagegen beim Import von Komponenten oder von Maschinen aus, die für die Produktion von Waffen benötigt werden. Hier sind Einfuhren längst zur Norm geworden. So hat sich Russland in den vergangenen Jahren an die Top-10 der Exportmärkte für die französische Rüstungsindustrie herangepirscht. Frankreich lieferte etwa Wärmebild-Optik im Wert von 80 Millionen Dollar, die in russischen T-90 Panzern verbaut wird. Diese wiederum sind ein russischer Exportschlager im Geschäft mit Indien. Der russische Staatskonzern Rostec produziert zudem gemeinsam mit Sagem aus Frankreich Navigationssysteme für Flugzeuge. Diese kommen zum Beispiel in modernen Su-30 Jets, zum Einsatz, die ebenfalls weltweit begehrt sind.

Die Rüstungsweltmeister

Als Achillesferse der Branche bezeichnen Experten zudem den Elektronikbereich. „Rund 50 Prozent der Mikroelektronik für die Rüstungsindustrie müssen importiert werden, während die eigenen Hersteller lediglich die Entwicklungen von gestern nachbauen“, kritisiert Alexander Larionow vom Ingeneurbüro Vympel, das sich auf Raketen spezialisiert.

Andere Experten schätzen die Abhängigkeit von ausländischer Elektronik im High-Tech-Bereich sogar auf 70 Prozent. Deutschland lieferte 2013 genehmigungspflichtige Elektronik im Wert von 20 Millionen Euro, ein Jahr davor waren es 60 Millionen.

Von Importen abhängig

Insbesondere die Krim-Krise hat das Problem der Importabhängigkeit in die russische Öffentlichkeit befördert. Denn die Ukraine war bisher Russlands größter Waffenlieferant. Nun hat Kiew den Export von Rüstungsgütern nach Russland untersagt. Dabei sind insbesondere die Hersteller von Hubschraubern, einem weiteren Exportschlager Russlands, zu 80 Prozent auf Antriebstechnik aus dem Nachbarland angewiesen.

Bereits im Frühjahr wurde die sogenannten Importsubstitution im Rüstungssektor zum Thema Nummer eins in Militärkreisen. Seitdem hat es immer wieder Gespräche auf höchster Ebene gegeben. Zur Zeit arbeite die Regierung an einem detaillierten Plan, erklärte kürzlich Dmitri Rogosin, der für die Rüstungsindustrie zuständige Vizepremier. Dieser soll schon bald Putin und der Regierung vorgelegt werden.

Schon jetzt ist klar, dass die russischen Hersteller sich wohl über einen weiteren Geldregen freuen dürfen. Doch während die Rüstungsindustrie jubelt, bleiben Experten skeptisch. Allein die russische Raumfahrtagentur beziffert die Kosten der Importunabhängigkeit in den kommenden vier Jahren auf eine Milliarde Dollar. „Theoretisch hat Putin natürlich Recht, dass Russland alles selber herstellen könnte“, meint auch der Militärexperte Alexander Golz. Die Kosten dafür dürften allerdings immens sein.

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