Wahl-Ticker So spannend war die US-Wahlnacht

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Auf die Unentschlossenen kommt es an

Mitt Romney und Ehefrau Ann Quelle: AP

+++ 17:58 Uhr

Im Fernsehen laufen noch immer Wahlwerbespots. Vor allem Mitt Romney scheint im Kampf um Virginia noch ein paar unentschlossene Wähler per TV-Werbung auf seine Seite ziehen zu wollen. Rauf und runter läuft sein Spot, in dem er „leadership in Washington“, also Führungsstärke in der Hauptstadt, einfordert. Doch viele Bürger sind inzwischen genervt. Immer öfter hört man Amerikaner, denen das ganze Drumherum zu viel ist und die froh sind, wenn die Wahlen morgen vorüber sind.

Marcus Bradley ist einer der wenigen „Unentschlossenen“. Er weiß rund zehn Minuten vor dem Betreten des Wahllokals noch nicht, wen er wählen wird. „Ich werde aus dem Bauch heraus entscheiden. Keiner der Kandidaten hat meine uneingeschränkte Sympathie“, sagt der Student. Beim letzten Mal habe er für Obama gestimmt. Bradley ist auch für die Beibehaltung der umstrittenen Gesundheitsreform. Doch die Situation auf dem Arbeitsmarkt sei schlecht. „Möglicherweise könnte frischer Wind im Weißen Haus den USA gut tun“, sagt er.

+++ 17:05 Uhr

"Ich weiß, dass seine Anhänger genauso engagiert und genauso enthusiastisch sind und heute genauso hart arbeiten," sagt US-Präsident Barack Obama. Er gratuliert seinem Herausforderer Mitt Romney bei einem Besuch in einem Wahlkampfbüro zu einem "beherzten Wahlkampf". Außerdem bedankte er sich bei seinen Anhänger für die freiwillige Arbeit für seine Wiederwahl. „Ich freue mich auf die Ergebnisse, und ich erwarte, dass wir eine gute Nacht haben werden. Aber egal, was passiert, ich möchte einfach sagen, wie sehr ich jeden schätze, der mich unterstützt hat, jeden, der so hart für mich gearbeitet hat.“

+++ 16:48 Uhr

Viele Arbeitgeber in den USA drücken heute ein Auge zu, wenn Mitarbeiter zu spät zur Arbeit kommen. „Ich habe meinem Boss gesagt, dass ich vor der Arbeit noch wählen gehe und möglicherweise einen Tick später zur Arbeit komme“, berichtet Bürokauffrau Janet Jarrison. „Er hat gesagt, das ist kein Problem – solange ich den richtigen Kandidaten wähle“, sagt sie und schmunzelt. Wer das ist? „Er ist Unternehmer. Er ist für Romney.“  Ob Jarrison aber auf ihren Chef hört, verrät sie nicht. 

Schon am Morgen bildeten sich lange Schlangen vor den Wahllokalen. Bereits seit 6 Uhr können die Bürger in Virginia, einem der umkämpften „Swing States“, ihre Stimme abgeben. „Wir hatten noch gar nicht auf, da standen schon 250 bis 300 Leute vor der Schule. Und das bei Temperaturen um den Gefrierpunkt“, berichtet Wahlhelferin Anna DeShaun aus Alexandria. Sie kontrolliert am Eingang des Wahllokals die Ausweise – erst dann geht es an die Wahlmaschinen. DeShaun glaubt, dass Obama in ihrem Wahlbezirk vorne liegen wird. „Viele Wähler haben mir gesagt, dass sie für den Präsidenten stimmen werden. Doch vereinzelt kommen auch Leute mit einem Romney-Button an ihrer Jacke zu uns.“

+++ 15.02 Uhr

Der republikanische Präsidentschaftskandidat Mitt Romney hat in einem Wahllokal in Belmont im US-Staat Massachusetts seine Stimme abgegeben. In Begleitung seiner Ehefrau Ann traf er am Morgen im Wahllokal ein. Auf die Frage, wem er seine Stimme gegeben habe, antwortete er: "Ich glaube, das wissen Sie." Romney hatte noch Auftritte in Ohio und Pennsylvania geplant. Am Abend wurde er zu einer Wahlparty der Republikanischen Partei im Kongresszentrum von Boston erwartet.

Obama verzichtete am Wahltag auf weitere Auftritte: Er wollte nach Angaben einer Sprecherin den Dienstag in seiner Heimatstadt Chicago verbringen und sich in Fernseh- und Radiointerviews an die noch unentschiedenen Bürger wenden. Außerdem wollte er seinem Wahltagsritual folgen und mit Freunden und engen Beratern Basketball spielen. Ein einziges Mal verzichtete er auf die Tradition - und verlor 2008 prompt die Vorwahl in New Hampshire. "Diesen Fehler werden wir nicht noch einmal machen", sagte sein Berater Robert Gibbs.

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