Wahlen in der Türkei Oppositionskandidat Ince erkennt Erdogans Sieg an

Nachdem die türkische Oppositionspartei CHP anfangs eine Wahlmanipulation nicht ausschloss, hat nun ihr Kandidat den Sieg Erdogans anerkannt.

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„Ich erkenne die Wahlergebnisse an“, sagte der unterlegene CHP-Kandidat am Montag in Ankara. Quelle: Reuters

Istanbul Der Präsidentschaftskandidat der größten Oppositionspartei CHP hat den Sieg von Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan bei den Wahlen in der Türkei anerkannt. Die eigenen Ergebnisse der Präsidenten- und Parlamentswahlen unterschieden sich nicht wesentlich von denen der Wahlkommission, sagte der unterlegene CHP-Kandidat Muharrem Ince am Montag in Ankara. „Ich erkenne die Wahlergebnisse an.“ Ince äußerte zugleich große Sorgen über die Zukunft des Landes. Die Opposition hatte für den Fall eines Erdogan-Sieges vor einer „Ein-Mann-Herrschaft“ gewarnt.

Ince beklagte am Montag Unregelmäßigkeiten bei der Wahl, die noch aufgeklärt werden müssten. Auch Wahlbeobachter hatten Unregelmäßigkeiten bei der Abstimmung am Sonntag gemeldet. Erdogan hatte dagegen von einem „Fest der Demokratie“ gesprochen. Die Opposition hatte bei der Stimmenauszählung Manipulationsvorwürfe erhoben. Vereinzelt kam es zu Protesten von Anhängern der Opposition.

Bei den Präsidentschaftswahlen am Sonntag sicherte sich Erdogan laut einem Sprecher der Wahlkommission rund 53 Prozent der Stimmen. Auch bei der gleichzeitig stattfindenden Parlamentswahl kommt seine Wahlallianz zwischen AKP und MHP auf 54 Prozent.

Die CHP sprach angesichts einer absoluten Mehrheit für Erdogan gestern von einer möglichen Manipulation. CHP-Sprecher Bülent Tezcan rief nach Angaben der Nachrichtenagentur dpa die Bürger dazu auf, sich vor der Wahlkommission in Ankara zu versammeln und dort bis zum Morgen auszuharren.

Mit den Wahlen wurde die Einführung des von Erdogan angestrebten Präsidialsystems abgeschlossen. Erdogan wird künftig Staats- und Regierungschef und mit weitreichenden Vollmachten ausgestattet. Das Amt des Ministerpräsidenten wird abgeschafft. Die Opposition hatte für den Fall eines Erdogan-Sieges vor einer „Ein-Mann-Herrschaft“ gewarnt.

Die Präsidenten- und Parlamentswahlen in der Türkei werden das Land nach Einschätzung des Wahlsiegers auf Jahrzehnte hinaus beeinflussen. „Heute habt Ihr bei den Wahlen am 24. Juni, die das künftige halbe Jahrhundert, die das Jahrhundert unseres Landes prägen werden, wieder auf unserer Seite gestanden“, sagte der bisherige und künftige Präsident am frühen Montagmorgen bei seiner Siegesrede auf dem Balkon des AKP-Hauptquartiers in Ankara. „Meine Brüder, die Sieger dieser Wahl sind die Demokratie, der Wille des Volkes und das Volk höchstpersönlich. Der Sieger dieser Wahl ist jeder einzelne unserer 81 Millionen Bürger.“

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