Wahlen in Hongkong Junge Anti-China-Aktivisten vor Wahlsiegen

Beim ersten Urnengang nach den großen Demokratie-Protesten bildeten sich lange Schlangen vor den Wahllokalen. Nun mischen die Jung-Aktivisten bei der Wahl des Legislativrats mit. Sie könnten vorne liegen.

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Hongkong: Junge Anti-China-Aktivisten vor Wahlsiegen Quelle: dpa

Bei der Wahl des Legislativrats der chinesischen Sonderverwaltungszone Hongkong zeichnen sich Erfolge zahlreicher junger Peking-kritischer Aktivisten ab. Darauf deuten vorläufige Prognosen vom Montag hin. Mit der Bekanntgabe offizieller Ergebnisse wurde im Laufe des Tages gerechnet. Die Wahl galt als die potenziell wichtigste seit der Übergabe der einstigen britischen Kolonie an die Volksrepublik im Jahr 1997. Sie war außerdem die erste Abstimmung seit den Demonstrationen der Demokratiebewegung 2014.

Aus den „Regenschirm-Protesten“ gingen aufstrebende Polit-Aktivisten hervor, die von einer zunehmend China-kritischen Stimmung in Hongkong bei der Legislativratswahl profitieren wollten. Sie treten sowohl gegen etablierte Peking-freundliche Parteien als auch gegen ältere prodemokratische Konkurrenten an. Einige junge Radikale sprechen sich für die früher undenkbare Idee einer Unabhängigkeit Hongkongs aus und habe damit eine Debatte angestoßen, die zu einer Spaltung innerhalb der breiter aufgestellten Demokratie-Bewegung geführt hat. Um die Debatte wieder im Keim zu ersticken, waren erst im August sechs Kandidaten mit separatistischen Ideen von den Behörden von der Wahl ausgeschlossen worden. Andere Bewerber mit ähnlichen Ansichten durften sich hingegen aufstellen lassen.

Zu ihnen gehört der Student Nathan Law, der 2014 an der Führung der „Regenbogen-Proteste“ beteiligt war und nun als einer der größten Gewinner aus der Wahl hervorgehen könnte. Dessen Partei Demosisto tritt für ein Referendum über ein Recht auf „Selbstbestimmung“ über Hongkongs Zukunft ein. Der 23-Jährige dürfte sich einen Sitz im Wahlkreis von Hongkong Island sichern, nachdem er nach Auszählung von 90 Prozent der Wahlzettel die zweithöchste Zahl an Stimmen auf sich vereinen konnte.

Als Überraschung galt zudem der mögliche Wahlerfolg zweier Kandidaten der Gruppe Youngspiration - der 25-jährigen Yau Wai Ching und des 30 Jahre alten Sixtus „Baggio“ Leung. Letzterer war für seinen Freund Edward Leung von der Gruppe Hongkong Indigenous eingesprungen, nachdem dieser wegen Eintretens für eine Unabhängigkeit aus dem Rennen ausgeschlossen worden war. Auf dem Spiel steht bei der Wahl die Macht, den prochinesischen Stadtchef und seine Regierung in Schach zu halten. Derzeit hält das demokratische Lager 27 von insgesamt 70 Mandaten. Mindestens ein Drittel der Sitze muss es behalten, um sein Vetorecht nicht zu verlieren.

Die Kandidaten bewerben sich um insgesamt 35 Mandate für jeweilige Wahlbezirke von Hongkong. 30 weitere werden von Vertretern der Geschäftswelt oder Handelsorganisationen in Branchen wie dem Finanz- und Gesundheitswesen und der Fischereiindustrie besetzt. Über fünf sogenannte „Supersitze“ sollen Wähler im gesamten Stadtgebiet abstimmen. Wegen einer Rekord-Wahlbeteiligung verzögerte sich die Auszählung der Stimmen. Rund 2,2 Millionen, oder 58 Prozent der rund 3,8 Millionen registrierten Wähler gaben ihre Stimme ab. 2008 waren es am Ende nur 45,2 Prozent gewesen.

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