
Bei den britischen Parlamentswahlen haben die Konservativen nach bisherigem Stand der Auszählung (7 Uhr Ortszeit) zwar die meisten Sitze gewonnen, aber die zur Regierungsbildung erforderliche absolute Mehrheit von 326 Mandaten verfehlt.
Damit ist die Entscheidung, wer Großbritannien künftig regieren wird immer noch offen: denn laut der ungeschriebenen Verfassung bleibt Labour-Premier Gordon Brown so lange Regierungschef, bis er seinen Rücktritt erklärt. Er hat theoretisch bis zur Eröffnung des neuen Parlaments durch Königin Elizabeth II am 25. Mai Zeit, eine Minderheits- oder Koalitionsregierung zu bilden.
Liberaldemokraten enttäuscht
Allerdings dürften ihn die Konservativen unter Druck setzen, den Weg für einen Regierungswechsel frei zu machen. Oppositionschef David Cameron sagte noch in der Nacht, die Wähler hätten Labour das Mandat zur Regierungsbildung entzogen: „Meine Partei wird unserem Land eine starke, stabile und entschlossene Führung geben“. Zwar stehe das endgültige Ergebnis noch nicht fest, aber es sei klar, dass die Briten Labour abgewählt hätten.
Nach Auszählung von 572 der 650 Wahlkreis hatten die Tories unter Cameron 275 Sitze (+84), die amtierende Labourpartei 223 (-77) und die Liberaldemokraten 48 (- 6).
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Königsmacher mit enttäuschendem Ergebnis
Vor allem für die Liberaldemokraten, deren Chef Nick Clegg nach der ersten Fersehdebatte Mitte April landesweit an Popularität gewonnen hatte, ist das Ergebnis eine herbe Enttäuschung.
Die Hoffnung, vor Labour als zweitwichtigste Partei aus den Wahlen hervorzugehen erfüllte sich nicht – dennoch könnten Clegg und seine Liberaldemokraten zum Zünglein an der Waage werden indem sie einer der beiden großen Parteien durch ein Tolerierungsbündnis oder eine formale Koalition zur nötigen Mehrheit im Unterhaus verhelfen.
Ihre Premiere im Londoner Unterhaus feiern die britischen Grünen. Den Auszählungsergebnissen zufolge hat die Parteichefin Caroline Lucas ihren Wahlkreis an der englischen Südküste gewonnen und zieht in das Parlament ein.