Wahlumfragen Warum die Wahlprognosen unsicher sind

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Prognosen verzerrt

4. Briefwahl-Stimmen

Stephan Bierling von der Universität Regensburg kritisiert, dass die Umfragen nicht berücksichtigen, dass zahlreiche Stimmen schon abgegeben wurden. „In manchen Staaten hat bereits ein Viertel der Wähler per Briefwahl abgestimmt: Das könnte letztlich zum Vorteil für Clinton werden“, sagt der Professor.

So sei es gut möglich, dass Menschen vor drei Wochen Clinton gewählt haben – und nach den „Oktober-Überraschungen“ nun für Trump stimmen würden, und damit die Prognosen verzerren.

Donald Trump im Portrait

5. Fehlerquote

Die meisten Umfragen haben eine statistische Fehlerquote von 4 bis 5 Prozent. Das heißt die Wahlforscher wissen, dass ihre Stichproben nicht repräsentativ sind und bringen das mit dieser Quote zum Ausdruck. Problematisch wird es jedoch, wenn die statistische Fehlerquote größer ist als der Abstand zwischen den beiden Kandidaten.

Alexander Nix, CEO von Cambridge Analytica und Datenanalyst für Donald Trump ist deshalb zuversichtlich. „Die meisten Umfragen haben eine Fehlerquote von 5 Prozent. Wenn Clinton also laut einer Umfrage vier Prozent vorne liegt, ist das aus meiner Sicht überhaupt nicht zuverlässig“, sagt er.

6. Wahlbeteiligung

Noch ist die Wahlbeteiligung am nächsten Dienstag ist ungewiss. Ein Punkt, der die Prognosen ebenfalls verzerren kann.

Zum Einen spricht Donald Trump viele Menschen an, die sonst nicht zur Wahl gegangen sind. „Wir haben normalerweise eine Wahlbeteiligung von etwas über 50 Prozent. Wenn von der restlichen Hälfte nur zwei Prozent mehr zur Wahl gehen, kommt es zu großen Verschiebungen“, sagt Tim Büthe von der TU München. Bei den Demokraten wiederum gehen viele Wissenschaftler davon aus, dass ein Teil der Stammwähler zu Hause bleiben wird, da sie von Clinton nicht überzeugt sind.

Hillary Clinton im Portrait

Doch letztlich kann auch das Engagement am Wahltag die Umfragen nochmals durchschütteln. „Die Prognosen zeigen nicht, wie gut es die Parteien schaffen, ihre Leute am Wahltag vor Ort zu mobilisieren. Damit schaffen es die Kandidaten oft, nochmals einige Prozentpunkte aufzuholen“, sagt Stephan Bierling von der Universität Regensburg. Denn am Dienstag gehen die Wahlkämpfer in das sogenannte „Ground Game“: Newsletter-Offensive, Anrufe, Shuttle-Services. Je effizienter das gelingt, desto ungewisser die Prognosen von heute.

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