Warum wir TTIP brauchen Der Handel mit den USA ist wichtiger denn je

Die Schwellenländer brechen ein, als einzige Wachstumslokomotive bleiben die USA. Wir brauchen das TTIP-Abkommen.

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Deutschland verkauft immer mehr Waren in die USA. Quelle: dpa, Montage

Der Welthandel lahmt. Der globale Warenaustausch ist im Mai um 1,2 Prozent im Vergleich zum Vormonat gesunken, so die neuesten Zahlen des „World Trade Report“. Auch im April war das Handelsvolumen schon rückläufig gewesen. Schuld ist die Schwäche der Schwellenländer. China erwartet für dieses Jahr das geringste Wachstum seit einem Vierteljahrhundert und wird derzeit von einem Börsencrash erschüttert. Russland steckt in einer Rezession, Brasilien ebenfalls. Und die Türkei kämpft gegen den IS, gegen die kurdische PKK – und mit sich selbst. Die Importe der Schwellenländer sind im ersten Quartal 2015 um 4,2 Prozent zurückgegangen, die Zahlen des zweiten Quartals dürften aufgrund der oben skizzierten Entwicklungen noch schlechter ausfallen.

Einzig die USA stemmen sich gegen den Trend; die Supermacht agiert einmal mehr als Konjunkturlokomotive, hält die Weltkonjunktur am Laufen und das deutsche Wirtschaftswunder seit der Finanzkrise am Leben. Die USA waren 2014 der zweitwichtigste Handelspartner Deutschlands, direkt nach den Ländern der Europäischen Union. Die deutschen Ausfuhren summierten sich auf 96 Milliarden Euro. Der Trend verstärkte sich in diesem Jahr. Zwischen Januar und Mai wurden Waren im Wert von 45,8 Milliarden Euro in die USA exportiert. Kein Land der Welt hat mehr deutsche Güter abgenommen. Zum Vergleich: China, auf Rang fünf, hat bis Ende Mai Produkte „made in Germany“ im Wert von 29,8 Milliarden Euro gekauft.

Was Deutsche und Amerikaner über TTIP denken

Die deutschen Unternehmen sind gut beraten, ihr Hauptaugenmerk auf die USA zu richten. Der Aufschwung der Vereinigten Staaten ist kein Strohfeuer: das Land ist jung und wird bis 2050 laut der US-Statistikbehörde „Bureau of the Census“ um 42 Prozent auf 439 Millionen Einwohner wachsen. 17 der 20 besten Universitäten der Welt liegen in den USA; aus dem Silicon Valley kommen die innovativsten Ideen und Produkte. Der Handel mit den USA ist für Deutschland und Europa wichtiger denn je – und damit auch das Zustandekommen eines transatlantischen Freihandelsabkommens.

Kritiker fragen: Wozu brauchen wir das TTIP-Abkommen, wo die Geschäfte mit den Vereinigten Staaten doch so gut laufen? Können wir uns nicht zurücklehnen und die Dinge ihren Lauf lassen? Schön wäre es.

TPP setzt Deutschland unter Druck

Auch andere Länder wollen mit den USA Handel treiben. Wahrscheinlich noch vor dem TTIP-Abkommen wird ein Freihandelsabkommen – TPP – zwischen den Vereinigten Staaten und einer Gruppe von Pazifikstaaten unterschrieben werden. Die Folge: weniger Zölle, günstigere Produkte, ergo: mehr Handel zwischen den Parteien. Leidtragende könnten die deutschen Autobauer, Technologie- und Telekommunikationskonzerne sein – sofern TTIP nicht kommt.

Chlor-Hühnchen contra Pferde-Lasagne
Chlor-Hühnchen Quelle: dpa
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Radioaktiv bestrahlte Lebensmittel Quelle: Fotolia
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Gentech-Gemüse Quelle: AP
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Europa, insbesondere Deutschland, braucht ein umfangreiches Freihandelsabkommen mit den USA. Nur so können Handelsanteile gehalten – und zudem neue Chancen kreiert werden. In einem Punkt haben die Kritiker recht: Große Zollbarrieren zwischen den USA und Europa gibt es kaum noch. Die Zölle im transatlantischen Handel liegen bei 3,5 Prozent. Ein Wegfall dieser Handelshemmnisse wäre zweifelsohne gut, aber nichts, was die Volkswirtschaften diesseits und jenseits des Atlantiks nachhaltig ankurbeln würden.

Die Freihandelsabkommen

Einen Wachstumsschub für deutsche Unternehmen würden vor allem zwei Neuerungen bringen: die „regulatorische Kooperation“ und der Wegfall der „Buy-American“-Klausel. Letztere schreibt staatlichen Stellen vor, Aufträge nur an Anbieter zu vergeben, die Produkte „made in the US“ verwenden. Dies ist eine klare Diskriminierung europäischer Waren und Unternehmen, die aufgehoben werden muss.

Der andere wichtige Punkt ist die Standardisierung von Prüfverfahren zur Zulassung von Produkten. Doppelte Tests zwischen zwei hoch entwickelten Volkswirtschaften machen weder bei der Einführung von Medikamenten Sinn, noch bei Autos oder Werkzeugen. Sie sind nur eines: teuer. Der Branchenverband VDMA beziffert die Mehrkosten beim Export in die USA im Maschinenbau durch abweichende Standards und doppelte Zertifizierungen auf bis zu 20 Prozent.

Ein umfangreiches transatlantisches Freihandelsabkommen bietet große Chancen und könnte helfen, Turbulenzen auf den Weltmärkten abzufedern. Die Krise der Schwellenländer wird uns noch lange erhalten bleiben – die beachtliche wirtschaftliche Stärke der USA allerdings auch.

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