Weltbank-Chef Chance für einen Neubeginn

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Letzter Präsident von Amerikas Gnaden

Jim Yong Kim, left, greets an unidentified woman at a cultural center in Lima, Peru Quelle: dapd

Nachdem US-Präsident Barack Obama Kim als Kandidaten für den Weltbank-Chefposten Mitte März vorgeschlagen hatte, tourte dieser durch verschiedene Länder, um für sich und seine Kandidatur zu werben. Er gewann die Unterstützung Kanadas, Mexicos, Südkoreas, Japans und Russland. Dennoch werde Kim wohl der letzte Präsident der Organisation sein, den die Amerikaner bestimmten, so Weisbrot. Aus puren Traditionsgründen kommt der Präsident der Weltbank aus den USA, während die Europäer den Chefposten beim Internationalen Währungsfonds (IWF) stellen.

Doch der Widerstand gegen diese politische Auswahl wächst in den Entwicklungs- und Schwellenländern. Erstmals stellten diese Gegenkandidaten auf. Einige schickten Nigerias Finanzministerin Ngozi Okonjo-Iwela ins Rennen um den Chefposten bei der Weltbank, andere den früheren kolumbianischen Finanzminister José Antonio Ocampo. Die Entwicklungsländer seien zwar damit gescheitert, einen Kandidaten an die Spitze der Weltbank zu bringen, aber immerhin habe ihre Kandidatur geholfen, den seit Jahrzehnten gleich ablaufenden Prozess zu verändern, in dem sich erstmals überhaupt Kandidaten aus Entwicklungsländern zur Wahl gestellt hätten, sagte Okonjo-Iweala nach der Kims Ernennung.

Kim kommt selbst aus einer Flüchtlingsfamilie. Seine Eltern flüchteten in den 50er Jahren aus dem damaligen Entwicklungsland Südkorea in die USA als Kim fünf Jahre alt war. Zuvor war Kims Vater im Alter von 17 Jahren aus Nordkorea geflohen. Er sah seine Eltern, Brüder und Schwestern nie wieder. Kim wuchs in der ländlichen Kleinstadt Muscatine im US-Bundesstaat Iowa auf. Er studierte Medizin und Anthropologie und hat zwei Doktortitel. Lange widmete sich Kim der Forschung. Er konzentrierte sich auf die Aids- und Tuberkulose-Forschung und gründete die private Organisation Partners in Health, die sich die gesundheitliche Behandlung von Menschen in armen Ländern auf die Fahnen geschrieben hat. Von 2003 bis 2007 arbeitete er bei der Weltgesundheitsorganisation (WHO) für eine Initiative, die Bedürftige in Entwicklungsländern mit Aids-Medikamenten versorgen sollte. Kritik, er hätte nicht genügend Entwicklungspolitik-, Finanz und Management-Erfahrung weist der Amerikaner zurück. Die wirtschaftliche Entwicklung und der Kampf gegen Armut seien derart komplexe Themen, dass eine einzige Disziplin ohnehin nicht ausreiche, um sie voranzutreiben. Die Weltbank habe viele extrem erfahrende Volkswirtschaftler, sagte Kim in einem Interview mit der New York Times. „Ich kann es kaum erwarten, mit ihnen zu arbeiten.“

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