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Weltbank-IWF-Tagung Banker ringen um die eigene Regulierung

Bei der Weltbanktagung in Istanbul ist die Finanzbranche auf der Suche nach einer künftigen Rolle für sich selbst.

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Weltbank-IWF-Tagung in Quelle: dpa

Die Tagung von IWF und Weltbank ist der größte Treff von Finanzprominenz aus aller Welt. Auch die gesamte deutsche Bankprominenz ist deshalb für einige Tage in das mit großem Polizeiaufgebot gerüstete Istanbul eingeflogen. Commerzbank-Chef Martin Blessing tritt hier locker ohne Krawatte auf und gibt das unverdrossene Stehaufmännchen, dem auch die übelsten Rückschläge das positive Denken  nicht abgewöhnen konnten. Der Chef der KfW Ulrich Schröder plaudert engagiert vom Umbau der Staatsbank und der künftigen Rolle des Instituts, dass in der Krise zuerst durch die irrtümliche Überweisung an die insolventen Lehman Brothers und dann durch die Verwaltung der milliardenschweren Konjunkturpakete wie noch nie in den Fokus der Öffentlichkeit gerückt ist.

Während das Treffen im vergangenen Jahr noch unter dem Schock der Lehman-Pleite, der Beinahe-Insolvenz der Hypo Real Estate und dem eben so abgewendeten Zusammenbruch der bisherigen Bankenwelt stand, ist die Stimmung am Bosporus deutlich entspannter. Die versammelten Banker scheinen sich einig, dass zumindest das Schlimmste hinter ihnen liegt. Auch eine hier vor wenigen Tagen vorgestellte Studie des IWF, die weitere hohe Milliardenabschreibungen vorhersagt, hat die wieder erlangte Zuversicht kaum getrübt. Wo der Untergang des Systems kein Thema mehr ist, geht es nun vor allem darum, wie dieses  künftig aussehen soll.

Loblied auf die Sparkassen

Die G20-Beschlüsse von Pitsburgh haben schon mal eine Richtung vorgegeben und natürlich gibt es keinen, der nicht betonen würde, dass er enorm viel aus der Krise gelernt hat und künftig alles besser machen will und wird. Doch was das konkret bedeutet und wie eine künftige Regulierung aussehen soll, darüber gehen die Meinungen ganz weit auseinander.    

Die Pole einer solchen Grundsatzdebatte bilden in Deutschland schon fast traditionell der Präsident des Sparkassen- und Giroverbandes Heinrich Haasis und der Chef der Deutschen Bank Josef Ackermann. Heute stellen beide mit nur geringem zeitlichem Abstand ihre Zukunftsmodelle vor. Haasis gibt den entschiedenen Regulator. Banken dürften nicht zu groß sein, sie müssen nah am Kunden operieren und riskante Geschäfte – aber bloß nicht die traditionelle Kreditvergabe - mit deutlich mehr Kapital unterlegen. Es ist ein Loblied auf die Sparkassen, deren Tugenden sich in der Krise bewährt hätten. Ein empfindlicher Kratzer in diesem Goldrahmen sind allerdings die Landesbanken, an denen die Sparkassen große Anteile gehalten haben. Doch auch hier plädiert Haasis für mehr Fairness. Sie hätten schließlich fast 20 Prozent der Unternehmenskredite vergeben und würden schon deshalb auch künftig, wenn auch in deutlich verkleinerter Form, gebraucht.

Ackermann ist nicht vor allem als Chef der Deutschen Bank, sondern in erster Linie in seiner Funktion als Präsident des internationalen Branchenverbandes IIF nach Istanbul gereist. Auch er sieht Handlungsbedarf bei Themen wie der Kapitalausstattung oder den Anreizsystemen in den Banken und die Staaten, natürlich, bei ihren Regulierungsabsichten grundsätzlich aus einem guten Weg. Doch mahnt er auch Zurückhaltung an. Reformen müssten international abgestimmt und vor allem vorsichtig und abgewogen umgesetzt werden, sonst bestehe die Gefahr, einer sinkenden Kreditvergabe, die die weltweite Erholung gefährden könnte. Die Größe der Banken an sich sei, selbstverständlich, kein wirkliches Problem. Die Institute, so seine Botschaft, wüssten in großen Teilen selbst, was zu tun sei und könnten viele Probleme allein und ohne bürokratische Vorgaben lösen. Die Zeiten, in denen Ackermann öffentlich an den Selbstheilungskräften des Marktes zweifelte, sind also vorbei.  

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