Weltweiter US-Handel Der 1,4 Billionen-Überschuss, über den Trump nicht spricht

US-Präsident Trump beklagt das Handelsdefizit seines Landes mit anderen Staaten. Eine Studie zeigt nun: Die USA verbuchen weltweit massive Überschüsse.

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Chinesische Verbraucher besitzen mehr iPhones und kaufen mehr Autos von General Motors als US-Verbraucher. Quelle: AP

Düsseldorf „Warum sollte ich als Präsident der Vereinigten Staaten Ländern erlauben, weiterhin massive Handelsüberschüsse zu machen, wie sie es seit Jahrzehnten tun, während unsere Bauern, Arbeiter und Steuerzahler einen so großen und unfairen Preis zahlen müssen?“ Das twitterte Donald Trump am Montag und bezifferte das globale Handelsdefizit der USA in Höhe von 800 Milliarden Dollar. Damit legitimiert er Strafzölle auf bestimmte Waren. Doch nun stellt eine Studie der Deutschen Bank, aus der die Nachrichtenagentur Bloomberg zitiert, die Argumentation Trumps infrage.

Demnach haben die USA haben einen Überschuss von 20 Milliarden Dollar mit China – und von 1,4 Billion Dollar mit dem Rest der Welt. Dabei handelt es sich jedoch nicht um eine normale Handelsbilanz: Bei der verbuchten die USA im vergangenen Jahr ein Defizit von mehr als 330 Milliarden Dollar mit China und von ungefähr 550 Milliarden Dollar mit der Welt. Es geht um einen sogenannten „aggregierten Umsatzüberschuss“. Dieser misst sowohl direkten Handel als auch die Umsätze multinationaler Unternehmen.

Es sei irreführend, nur das Handelsbilanzdefizit bei Waren und Dienstleistungen zu betrachten – das entspreche nicht der tatsächlichen Größe der US-amerikanischen Geschäftsinteressen, heißt es in der Studie.

Zwar werden Handels- und Unternehmensdaten normalerweise nicht kombiniert. Aber wenn man alle Handelsdaten sowie Umsätze von US-Unternehmen in anderen Ländern und ausländischen Gesellschaften in den USA zusammenzähle, „haben US-Unternehmen in den letzten zehn Jahren mehr in den Rest der Welt verkauft, als andere Länder in die USA verkauft haben“, schreibt China-Chefökonom Zhang Zhiwei in der Analyse.

Für China widerspreche das Bild eines massiven Handelsbilanzdefizits mit den USA „der Tatsache, dass chinesische Verbraucher mehr iPhones besitzen und mehr Autos von General Motors kaufen als US-Verbraucher“, schreibt Zhang in dem Bericht. Diese zählen demnach aber nicht als Exporte, weil sie durch chinesische Tochtergesellschaften multinationaler Unternehmen verkauft würden.

Die Deutsche Bank schätzt, dass es statt eines Handelsdefizits mit China einen kleinen, aber wachsenden Überschuss gibt. Der Anstieg spiegele die steigende Nachfrage chinesischer Haushalte nach ausländischen Waren und Dienstleistungen wider, die zum Teil auf den Vermögenseffekt des Immobilienbooms im Land zurückzuführen sei. Wenn die zwei größten Volkswirtschaften der Welt einen Handelskrieg vermeiden, könnte der Umsatzüberschuss mit China bis 2020 100 Milliarden US-Dollar überschreiten, schätzt Zhang.

Auch mit Mexiko und Kanada erzielten die USA laut der Studie Umsatzüberschüsse. Mit anderen Ländern gab es im vergangenen Jahr jedoch auch laut der Studie der Deutschen Bank ein Handelsdefizit – dazu gehört beispielsweise Japan, aber auch Deutschland. Insbesondere die Autoexporte Deutschlands sind dem US-Präsidenten ein Dorn im Auto. Diese „fluten“ laut Trump den US-Markt – weshalb er schon häufiger mit Importzöllen gedroht hatte.

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