
Damit steht nun auch das exportlastige Wachstumsmodell Chinas auf der Kippe, das seit Jahren zweistellige Wachstumsraten produziert. Die Regierung in Peking ist alarmiert. Schon machen Gerüchte über ein Konjunkturprogramm die Runde, Volumen: 20 bis 40 Milliarden Euro, das wären ein bis anderthalb Prozent des Bruttoinlandsprodukts. Die Frage lautet jetzt: Wird China eine sanfte Landung gelingen oder gibt es einen Crash? Dabei sehen die offiziellen Zahlen bisher noch gar nicht so besorgniserregend aus. Im zweiten Quartal legte die chinesische Wirtschaft mit 10,1 Prozent immer noch zweistellig zu, nach 10,6 Prozent im ersten Vierteljahr. Experten rechnen für das Gesamtjahr 2008 mit einem Wachstum von zehn Prozent und für das kommende Jahr immerhin noch mit neun Prozent.
Es könnte aber auch ganz anders kommen. Denn die Risiken für das chinesische Wachstumsmodell haben in den vergangenen Monaten erheblich zugenommen. Besonders schwer wiegt die Gefahr eines Einbruchs im Export, der die chinesische Volkswirtschaft in den vergangenen Jahren angetrieben hat. Erste Bremsspuren sind nicht zu übersehen, auch wenn China im Juli noch einmal fast 30 Prozent mehr Waren und Dienstleistungen ausgeführt hat als im Vorjahresmonat, nach einem Plus von 18 Prozent im Juni.
Verstärkt wird der Abwärtstrend durch die schleichende Aufwertung des Yuan und die Kürzung staatlicher Exportsubventionen. China ist aber darauf angewiesen, weiter kräftig zu exportieren. „Das Land produziert zu viel und konsumiert zu wenig“, schreiben die Experten von Global Insight. Die Differenz muss exportiert werden – aber wohin, wenn die Hauptabnehmerländer in die Krise schlittern?
Auch die Hoffnung auf einen stetig weiter wachsenden Konsum könnte trügerisch sein. Genährt wird sie durch den robusten Arbeitsmarkt, der seit Jahren die Beschäftigung in die Höhe treibt und die Arbeitslosenquote auf vier Prozent sinken ließ. Der Umsatz im Einzelhandel spiegelt dies wider, er legte zuletzt immerhin mit Wachstumsraten um 15 Prozent zu. Doch die Einkommen der Verbraucher geraten von verschiedenen Seiten unter Druck. So steigen die Preise derzeit auch im Reich der Mitte kräftig. Die Inflationsrate lag zwar im Juli mit 6,3 Prozent niedriger als in den Vormonaten – den Höhepunkt hatte sie im April mit 8,5 Prozent erreicht. Aber für Entwarnung ist es noch zu früh, zumal der Anstieg der Erzeugerpreise im Juli mit 10,0 Prozent sogar höher lag als im Vormonat.