Weltwirtschaftsforum WEF will Motor für Krisenlösungen sein

Die Kluft zwischen Arm und Reich werde immer größer, warnt Oxfam. Dies könne schwere Folgen für Demokratien haben. Das Weltwirtschaftsforum glaubt, Antworten auf diese und andere Herausforderungen finden zu können.

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Davos Das Weltwirtschaftsforum (WEF) will sich angesichts der Krisen in Wirtschaft, Politik und Gesellschaft bei seiner Tagung in Davos als Motor für Zusammenarbeit anbieten. „Derzeit mangelt es an Kooperation und Verständnis“, sagte WEF-Präsident Borge Brende der Deutschen Presse-Agentur. Das Treffen bringe verschiedenste Akteure zusammen - „und wir bieten die Plattform, um Zusammenarbeit zu fördern“. Die Organisation Oxfam rief die Teilnehmer der Tagung dazu auf, gegen die Steuervermeidung von Konzernen und Einzelnen vorzugehen, faire Einkommen für Männer und Frauen durchzusetzen sowie in Bildung und Gesundheit für alle zu investieren.

In einem Bericht, der an diesem Montag veröffentlicht wird, warnt die Umweltschutz- und Hilfsorganisation vor steigender Ungleichheit in der Welt, aber auch in Deutschland. Die Kluft zwischen dem reichsten Prozent der Menschheit und der ärmeren Hälfte nehme zu: Neuesten Daten zufolge besitze das reichste Prozent der Menschheit mehr Vermögen als die übrigen 99 Prozent zusammen. „Soziale Ungleichheit ist ein Hemmschuh für die Beseitigung der Armut in der Welt“, sagte Jörn Kalinski von Oxfam Deutschland.

Auch Deutschland sei trotz brummender Konjunktur ein „Ungleichland“. Hierzulande verfügten die reichsten 40 Personen über das gleiche Vermögen wie die ärmere Hälfte der Bevölkerung, sagte Oxfam-Expertin Ellen Ehmke. Ein normaler Arbeitnehmer müsste 157 Jahre arbeiten, um das durchschnittliche Jahreseinkommen eines Dax-Vorstandsvorsitzenden zu erzielen. Ehmke warnte, eine Folge dieser Entwicklung könnten tiefere Risse in der Gesellschaft und eine Untergrabung der Demokratie sein.

Zu der WEF-Jahrestagung in den Schweizer Alpen werden vom 23. bis 26. Januar mehr als 3000 Teilnehmer erwartet, darunter etwa 70 Staats- und Regierungschefs wie US-Präsident Donald Trump, der französische Staatschef Emmanuel Macron sowie Bundeskanzlerin Angela Merkel. Auch Hunderte Vorstandsvorsitzende globaler Konzerne kommen nach Davos.

„Wir stehen einigen weltweiten Herausforderungen gegenüber“, sagte Brende. Er verwies auf zentrale Fragen der Globalisierung und des Klimawandels sowie auf geopolitische Probleme, etwa auf der Koreanischen Halbinsel, am Horn von Afrika oder in Syrien. „All diesen Herausforderungen und systemischen Fragen ist gemein, dass sie mehr globale Zusammenarbeit erfordern.“

Dabei setzt das WEF auch auf die Stärkung von Frauenrechten und Gleichberechtigung. „Wir werden weltweit nichts erreichen, wenn die Hälfte der Erdbevölkerung nicht dieselben Möglichkeiten hat“, sagte Brende. Von der Tagung gehe auch das Signal aus, dass „Frauenrechte im Zentrum einer zukunftsorientierten Politik für die Welt stehen“.

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