
Das Leben von Aftab Bahadur ging an einem Mittwochmorgen im vergangenen Juni zu Ende. Um 04.30 Uhr, als gerade das Tageslicht angebrochen war, wurde er im Zentralgefängnis der pakistanischen Millionenstadt Lahore durch den Strick gehenkt. Wegen einer Tat, die er im September 1992 begangen haben soll, dem Mord an einer Frau und deren zwei Söhnen. Damals war er 15. Als er starb, war er 38. Bis zum Ende beteuerte Aftab Bahadur seine Unschuld.
Der Pakistaner war nur einer von mehreren tausend Menschen, die im vergangenen Jahr irgendwo auf der Welt von Staats wegen getötet wurden. Amnesty International nennt im neuesten Jahresbericht zur Todesstrafe, der an diesem Mittwoch veröffentlicht wird, eine Mindestzahl von 1634 vollstreckten Todesurteilen - allerdings noch ohne die Volksrepublik China. Die tatsächliche Zahl an Hinrichtungen weltweit liegt vermutlich mehr als doppelt so hoch.
Für die internationalen Bemühungen um eine Abschaffung der Todesstrafe bedeutet dies einen schweren Rückschlag. Für ein paar Jahre gab es tatsächlich die Hoffnung, dass es mit dem grausamen Geschäft der Henker bald einmal vorbei sein könnte. Heute ist davon nicht mehr viel übrig. Das hat auch mit dem Erstarken des islamistischen Terrorismus zu tun, aber nicht nur.
Wissenswertes über Saudi-Arabien
Saudi-Arabien ist mit den für Muslime bedeutenden Städten Mekka und Medina die Geburtsstätte des Islam.
Seit 1932 wird der Wüstenstaat auf der Arabischen Halbinsel von der Familie Al-Saud als absolute Monarchie geführt. Die Scheichs haben mit dem Wahhabismus eine konservative Auslegung des Islam im Land etabliert und vor allem Frauen mit strengen Regeln belegt. So ist Saudi-Arabien das einzige Land der Welt, in dem Frauen nicht Auto fahren dürfen.
In dem Land leben nach Angaben der UN rund 27 Millionen Menschen, ein Drittel von ihnen sind Gastarbeiter. Die Mehrheit der Saudis sind sunnitische Muslime. Im Osten des Landes lebt eine schiitische Minderheit, die jedoch immer wieder Repressalien ausgesetzt ist. Sunniten sprechen ihnen ab, wahre Muslime zu sein.
Als größter Produzent unter den Erdöl-Staaten (Opec) kann das Königreich einen großen Reichtum vorweisen. Die Staatsreserven werden auf 750 Milliarden US-Dollar geschätzt.
Pakistan zum Beispiel beendete im Dezember 2014 ein sechsjähriges Moratorium für die Todesstrafe, nachdem Taliban-Milizen beim Angriff auf eine Schule 150 Menschen ermordet hatten. Zunächst wurden mutmaßliche Terroristen wieder gehenkt, dann auch andere Verurteilte - außer Bahadur im Lauf des Jahres noch 325 weitere Menschen. In der Henkerstaaten-Statistik 2015 liegt Pakistan damit auf Platz drei.
Den Spitzenplatz als „Top-Henker der Welt“ (Amnesty) hält jedoch weiterhin China. Die genaue Zahl an Hinrichtungen wird von der Volksrepublik nach wie vor als Staatsgeheimnis behandelt, weshalb auch Amnesty seit ein paar Jahren keine Zahl nennt. Die Menschenrechtler schätzen aber, dass sie immer noch „in die Tausende“ geht. Amnesty-Experte Oliver Hendrich sagt: „Wir vermuten, dass China wieder mehr hinrichten ließ als der gesamte Rest der Welt zusammen.“
Andere Experten gehen für das vergangene Jahr von schätzungsweise 2400 Exekutionen im Reich der Mitte aus. Die renommierte Duihua-Stiftung in den USA vermutet, das sich die Zahl nach einem deutlichen Rückgang vor ein paar Jahren auf dieser Höhe stabilisiert hat. Der rückläufige Trend in einigen Bereichen sei seit 2014 durch eine verstärkte Anti-Terror-Kampagne aufgefangen worden. Weltweit würde dies dann eine Mindestzahl von etwa 4000 Hinrichtungen bedeuten. Das hält man auch bei Amnesty für realistisch. Nicht überall hat der Anstieg allerdings seinen Grund im Kampf gegen den Terrorismus. Die Todesstrafe wird in manchen Ländern neben Kapitalverbrechen wie Mord auch wegen Korruption (China), Ehebruch (Malediven) oder Beleidigung des Propheten (Iran) verhängt.
Der Iran lag 2015 mit mindestens 977 Hinrichtungen - die meisten davon wegen Drogen-Delikten - auf Platz zwei. Saudi-Arabien ließ mindestens 158 Menschen exekutieren - so viele wie seit 1995 nicht mehr. Dort gibt es auch noch öffentliche Enthauptungen, und Leichen werden auch heute noch öffentlich ausgestellt. Von den großen Industrienationen ließen die USA (28) und Japan (3) noch exekutieren. Zu den insgesamt 25 Staaten, die hinrichten ließen, gehörten zum Beispiel auch noch Indien, der Irak, Ägypten, Afghanistan und Nordkorea. Weltweit sitzen derzeit mehr als 20 000 Menschen in der Todeszelle.
Getötete und gefangen genommene Top-Terroristen
US-Eliteeinheiten töten nach Pentagon-Angaben einen ranghohen Anführer der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) in Syrien. Der Mann mit dem Kampfnamen Abu Sajjaf sei für Öl-, Gas- und andere finanzielle Operationen des IS zuständig gewesen.
Aden Garer, März 2015: Bei einem US-Drohnenangriff in Somalia wird der mutmaßliche Drahtzieher der Terrorattacke auf das kenianische Einkaufszentrum Westgate, ein Mitglied der radikalislamischen Al-Shabaab-Miliz, getötet.
Der Anführer der Al-Shabaab-Miliz stirbt infolge eines gezielten amerikanischen Raketen-Angriffs in Somalia.
Der Führer der libyschen Islamistengruppe Ansar al-Scharia wird fast zwei Jahre nach dem tödlichen Angriff auf das US-Konsulat in Bengasi als mutmaßlicher Drahtzieher des Anschlags von einem US-Kommando gefasst.
Ein US-Kommando überwältigt den als Spitzenmann der Al-Kaida gesuchten Libyer vor seinem Haus in der Hauptstadt Tripolis. Er wurde im Zusammenhang mit den Angriffen auf die US-Botschaften in Kenia und Tansania 1998 gesucht. Er stirbt im Januar 2015 kurz vor Beginn seines Prozesse in New York.
Nach fast zehnjähriger Jagd erschießen US-Elitesoldaten bei einer Kommandoaktion in der pakistanischen Stadt Abbottabad den meistgesuchten Terroristen der Welt.
Trotz allem gab es für die Gegner der Todesstrafe aber auch gute Nachrichten. Vier weitere Staaten schafften die Strafe endgültig ab: die Republik Kongo, Madagaskar, Surinam und die Fidschi-Inseln. Von den 193 UN-Mitgliedern verzichten darauf nun 102 Staaten komplett - mehr als die Hälfte der Welt.
In Deutschland liegt die letzte Exekution schon mehr als 30 Jahre zurück: Im Juni 1981 ließ die DDR den Stasi-Hauptmann Werner Teske wegen „Hochverrats“ hinrichten. Die Bundesrepublik hatte im Grundgesetz von 1949 gleich zu Beginn auf die Todesstrafe verzichtet. In Artikel 102 heißt es ganz knapp: „Die Todesstrafe ist abgeschafft.“