
Aller Anfang ist schwer – vor allem in den USA. Seit drei Wochen lebe ich nun in New York City, jener 8,5 Millionen-Menschen-Stadt, die laut, hektisch und erbarmungslos ist. Als Autofahrer lauern mit der Automatikschaltung, gestressten Taxifahrern und Schlaglöchern in der Straße, die gefühlt ganze Kleinwagen schlucken können, gleich drei Herausforderungen auf jeden Neuankömmling. Mieter schlagen sich mit undichten Fenstern, kleinen Briefkästen oder Kakerlaken im Haus herum. Das größte Problem aber: das Bezahlen.
In den USA ist die Kreditkarte bekanntermaßen populär. Selbst Kleinstbeträge wie der Kaffee bei Starbucks werden per Mastercard, American Express oder Visa bezahlt. An der Tankstelle braucht man die Kreditkarte schon, um überhaupt die Zapfpistole herausziehen zu können: Erst zahlen, dann tanken. Das geht aber nur mit einer US-amerikanischen Kreditkarte. Ausländische Kunden müssen vor dem Befüllen des Autos zum Tankwart gehen. „Für wie viel wollen Sie tanken?“, ist die Standardfrage. Sagen Sie jetzt nicht, was Sie denken. „Doofe Frage, bis der Tank voll ist“, ist keine gute Antwort. Nennen Sie einen Betrag – oder der Tankwart zieht auf Verdacht 40 Dollar ein.
Geld ist der größte Stressfaktor in den USA
72 Prozent der Erwachsenen berichten, dass sie sich zumindest hin und wieder von Geldsorgen gestresst fühlen. 22 Prozent gaben an, dass Geld ein extremer Stressfaktor für sie ist. 26 Prozent gaben an, das ihre Geldsorgen sie fast immer begleiten
Auslöser für solche Stresssituationen sind etwa unerwartete Ausgaben, Rücklagen für die Rente zu schaffen und Ausgaben für lebensnotwendige Güter.
32 Prozent der Befragten gaben an, dass ihre Finanzen es nicht zulassen, einen gesunden Lebensstil zu führen.
Zwölf Prozent der Amerikaner haben im vergangenen Jahr einen eigentlich nötigen Arztbesuch aus Geldsorgen nicht gemacht.
Wenn Sie dann nur wie in meinem Fall für 15 Dollar Tanken - ein Liter Benzin kostet gerade einmal rund 80 Eurocent - müssen Sie zurück zur Kasse. Dort können Sie sich den Differenzbetrag gutschreiben lassen. Einfacher wäre es mit einer US-Kreditkarte, die von den Zapfsäulen erkannt und akzeptiert wird.
Bis die Bank dir vertraut, vergehen Monate
Das Problem ist nur, dass man als Ausländer kaum an eine Kreditkarte kommt. Die entscheidenden Wörter lauten hier: „credit history“. Es gibt drei Datensammler, vergleichbar mit der deutschen Schufa, die den Unternehmen Informationen über die Kreditwürdigkeit der Bürger ausstellen. Nur wer regelmäßig seine Rechnungen bezahlt, kann einen Handyvertrag unterschreiben, einen Kredit bei der Bank aufnehmen – oder eben eine Kreditkarte beantragen.
Einzig: Bis eine entsprechende Kreditvergangenheit aufgebaut ist, vergehen Monate; oft kann es bis zu einem Jahr dauern, bis die Banken einem Neuankömmling vertrauen. Es ist ein Teufelskreislauf: Ohne Kreditkarte kein Handyvertrag. Ohne Handyvertrag kein Nachweis über die Zahlungsfähigkeit. Ohne „credit history“ keine Kreditkarte.





Abhilfe können nur US-Freunde oder -Bekannte schaffen, die eine Bürgschaft unterschreiben. Einzelne Banken bieten auch an, gegen Sicherheiten eine Art „Kreditkarte light“ auszustellen. Wer 500 Dollar hinterlegt, kann seine Karte für diesen Gegenwert nutzen.
Während selbst kleinstee Transaktionen mit der Kreditkarte beglichen werden, sind regelmäßige größere Ausgaben per Scheck zu bezahlen. Ob Stromrechnung, Miete oder die Grundgebühr fürs Fitnessstudio: die in Deutschland gebräuchliche Dauerüberweisung ist bei den US-Amerikanern wenig verbreitet. Stattdessen wird mit Schecks gearbeitet.