Wirtschaft im Weitwinkel
US-Präsident Donald Trump in Washington. Quelle: AP

Die Belastungen für die Wirtschaft nehmen zu

US-Präsident Trump hat tatsächlich die Zölle für chinesische Waren erhöht. Und jetzt droht er sogar Zölle auf alle chinesischen Importe zu erheben. Sein permanentes Drehen an der Zollspirale bedroht inzwischen die weltweite Konjunktur – und damit auch Europa.

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Die chinesische Exportwirtschaft leidet unter den im vergangenen Jahr von den USA verhängten Strafzöllen. Aus diesem Grund hat die chinesische Regierung bereits eine Reihe konjunkturstützender Maßnahmen in die Wege geleitet.

Aber auch die US-Ausfuhren nach China leiden unter den Zöllen. Wegen der deutlich geringeren Exportabhängigkeit der US-Wirtschaft fällt dies dort nur weniger stark ins Gewicht. Aus diesem Grund rechne ich für die chinesische Wirtschaft mit stärkeren Wachstumseinbußen. In Summe könnte sich das Wirtschaftswachstum in China um rund 0,2 Prozentpunkte reduzieren.

Da China mit einer entsprechenden Vergeltung auf die US-Exporte reagieren dürfte, wird sich wohl auch in den USA und in der Folge auch im Euroraum die konjunkturelle Dynamik etwas reduzieren. In beiden Wirtschaftsräumen dürfte sich aber nur ein leichter Wachstumsdämpfer von rund 0,1 Prozentpunkt ergeben. Die US-Konjunktur profitiert derzeit weiterhin von einer robusten Inlandsnachfrage. Hinzu kommt eine historisch niedrige Arbeitslosigkeit, die den privaten Konsum befeuert.

Wenig überraschend verlieren also alle direkt und auch viele indirekt Beteiligte durch eine neue Eskalation des Konfliktes USA gegen China. Die Bremseffekte dürften aber nicht ganz so dramatisch ausfallen. Spätestens jetzt sollte klar geworden sein, dass auch die EU und Japan mit harten Verhandlungen rechnen müssen, damit die angedrohten Autozölle nicht in Kraft treten. Kommt es in den nächsten Tagen doch noch zu einer Einigung zwischen den USA und China, dann wird es wohl nicht nur ein Minimal-Kompromiss sein, der der Öffentlichkeit präsentiert wird. Das Ausmaß des chinesischen Entgegenkommens wird für die übrigen Handelspartner der Vereinigten Staaten ein wichtiger Gradmesser sein.

Die Belastungen für die Weltwirtschaft nehmen also weiter zu. Die Aktienmärkte haben auf die neue Lage schnell mit spürbaren Kursrückgängen reagiert. Das ist keine unübliche Reaktion. Jedoch kam es im Lauf der Woche immer wieder zu starken Kursanstiegen, wenn es nur einen Funken Hoffnung gab, dass sich die Lage wieder entspannt. Dies zeigt, dass die hohe Unsicherheit nicht zu einem vollständigen Rückzug der Investoren führt. Vielmehr stehen viele Investoren an der Seitenlinie und warten, wann sie wieder in den Aktienmarkt einsteigen können.

Zwei Gründe dürften den immensen Investitionswillen der Anleger stützen. Die hohe Liquidität und die niedrigen Zinsen und Renditen. Für relativ sichere Anleihen zum Beispiel aus Deutschland muss man, auch für lange Laufzeiten, negative Renditen akzeptieren. Aber auch für Anleihen, die mit einem höheren Risiko verknüpft sind, bekommt man nur noch eine sehr niedrige Rendite und eine Risikoprämie ist eigentlich nicht mehr vorhanden. In diesem Umfeld sind Aktien mit deutlich positiven Dividendenrenditen weiterhin attraktiv. Diese Attraktivität nimmt mit dem vorherrschenden Anlagedruck sogar zu. So schwierig und teilweise wachstumsgefährdend das aktuelle politische Umfeld ist, es ist noch nicht ausreichend negativ, um einen Ausverkauf an den Aktienmärkten auszulösen.

Doch was nicht ist, könnte noch werden. Die Zutaten sind auf jeden Fall vorhanden: Zolldrohungen gegen China und Europa, wachsende Spannungen im Nahen Osten und der drohende harte Brexit, um nur die wichtigen Risiken zu nennen. Wenn all dies zusammenkommt, dürfte es auch eine deutliche und nachhaltige negative Reaktion für Wachstum und Aktienmärkte geben. Aber eigentlich hat niemand ein Interesse daran. Daher gehe ich davon aus, dass auch in Zukunft die Irrationalität nicht die Oberhand gewinnt. Doch die Volatilität an den Finanzmärkten dürfte zunehmen und neue Jahreshochs werden nur schwer erreichbar sein.

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