Wirtschaft im Weitwinkel

Die Iran-Krise ist eine Chance für Europa

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Eskalation in Nahost

Im nahen und mittleren Osten ist die politische Unsicherheit schon einige Zeit sehr hoch. Der immer wieder aufbrechende Konflikt zwischen Sunniten und Schiiten, repräsentiert von Saudi Arabien und den Iran, spielt dabei eine wichtige Rolle. Gleichzeitig spiegelt sich hier auch wider, dass sich die amerikanischen Interessen von dieser Region entfernt haben. In dieses Vakuum ist die russische Regierung vorgestoßen, was die Situation insgesamt verkompliziert hat.

Die Europäer treten in diesen Konflikten bislang nur in Form einzelner Staaten in Erscheinung. Doch weder Frankreich noch Großbritannien haben als Einzelstaaten noch ausreichend politisches Gewicht, um auf die Entwicklung maßgeblich Einfluss nehmen zu können. Das zunehmende Spannungspotenzial ist gut am Ölpreis abzulesen. Dieser ist in den letzten Monaten kräftig gestiegen und hat ein Niveau von rund 75 USD/Barrel erreicht. Der Anstieg des Ölpreises ist dabei auch von den überraschend konsequenten Förderkürzungen der OPEC mit getrieben worden.

In den nächsten Wochen dürften sich die politischen Spannungen kaum legen. Vielmehr kann man sogar noch mit einer weiteren Verschärfung rechnen, wenn die USA die Sanktionen gegen den Iran langsam wieder mit Leben füllt. Hinzu kommt, dass Drittländer ebenfalls betroffen sein können, da die USA auch Unternehmen und Länder einbeziehen wird, die gegen die Sanktionen der USA bestoßen.

Andererseits könnte die OPEC mit dem erreichten Niveau des Ölpreises langsam zufrieden sein und die Förderungen wieder etwas ausweiten. Auch die US Ölproduktion könnte bei dem relativ hohen Ölpreis weiter ansteigen. Das etwas höhere Angebot könnte zu einem etwas geringeren Ölpreis führen. Jedoch ist kaum damit zu rechnen, dass der Ölpreis wieder spürbar unter 65 USD/Barrel fällt. Für die Wachstumsdynamik der Weltwirtschaft wäre dieses Niveau zu verkraften, da das Zinsniveau weiterhin sehr niedrig ist. Auch die Inflation sollte nicht sonderlich stark ansteigen. Das Risiko dabei ist aber klar, dass die politische Situation außer Kontrolle gerät und die Konflikte noch gewalttätiger werden. Bei einer solchen Eskalation dürfte auch der Ölpreis weiter steigen, was zu einem ernsthaften Problem für das globale Wachstum werden kann.

Leider steht zu befürchten, dass auch diesmal die Europäischen Union nicht zu einem geeinten und entschlossenen Auftritt finden wird. Nur als geschlossene Einheit könnten sie eine spürbare Deeskalation herbeiführen. Für eine nachhaltige Beruhigung der Lage wird dann wohl wieder ein Eingreifen der USA notwendig sein.

Diese Firmen sind von den Iran-Sanktionen betroffen
US-Finanzminister Steven Mnuchin kündigte an, den europäischen Flugzeugbauern Airbus und ATR sowie dem amerikanischen Rivalen Boeing die Lizenz zum Verkauf von Passagiermaschinen an Iran zu entziehen. Quelle: REUTERS
US-Flugzeugbauer Boeing Quelle: REUTERS
Die französischen Autobauer Peugeot und Renault sind im Iran stark engagiert. Quelle: REUTERS
Der Autobauer Daimler beobachtet die weitere Entwicklung nach Angaben eines Sprechers der Lkw-Sparte genau und will dann die Folgen für sein Geschäft bewerten Quelle: REUTERS
Volkswagen hat im vergangenen Jahr damit begonnen, Fahrzeuge in den Iran zu exportieren Quelle: REUTERS
Erst im vergangenen Jahr hatte Siemens einen Sonderertrag von 130 Millionen Euro verbucht, weil Aufträge im Iran nach dem Ende der Sanktionen wieder auflebten. Quelle: dpa
Betroffen ist auch der französische Ölkonzern Total. Quelle: AP

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