




Punktlandung: Chinas Wirtschaft ist im zweiten Quartal dieses Jahres genau so viel gewachsen, wie es die Regierung anvisiert hat: um sieben Prozent. Das hat am Mittwochmorgen die Nationale Statistikbehörde in Peking verkündigt. Das sind sogar 0,1 Prozentpunkte mehr, als es Analysen vorhergesagt hatten.
Wahnsinn, wie die chinesische Regierung das nur immer wieder hinkriegt: Da crasht die Börse, die Exporte und Importe fallen, der chinesische Autobauer-Verband halbiert seine Absatzprognose von sieben auf drei Prozent, und trotzdem wächst die chinesische Wirtschaft genau so, wie Peking das geplant hat.
Alles ausgedacht, schön frisiert, und zurechtgebogen, sagen Kritiker deswegen. Analysten wie zum Beispiel der Hongkonger Andy Xie, sind der Meinung, Chinas tatsächliches Wachstum läge eher bei drei Prozent. Als Beleg ziehen sie den Stromverbrauch heran. Der ist nur um 1,1 Prozent gestiegen. Auch Anleger scheinen den Zahlen nicht zu trauen, die Börsen in Shanghai und Shenzhen gaben deutlich nach.
Optimistischere China-Beobachter entgegnen, die Schattenwirtschaft sei so groß, dass das tatsächliche Wachstum viel höher liege. Ein kaum gestiegener Stromverbrauch deute doch nur darauf hin, dass Chinas Unternehmen effizienter werden und weniger Energie verschwenden. Es ist eine alte und letztlich auch müßige Debatte.
Ob China nun drei, vier, sechs oder sieben Prozent wächst, ist vielleicht auch gar nicht ausschlaggebend. Wichtiger ist, wie das Wachstum zustande kommt, und mit welchen Problemen das Land zu kämpfen hat.
Seit drei Jahren steckt China in einem schwierigen Transformationsprozess. 2008 hatte Peking ein gigantisches Konjunkturpaket aufgelegt, das mit einem Volumen von rund 700 Milliarden US-Dollar auch die durch die Finanzkrise gebeutelte Weltkonjunktur stabilisierte. Mit dem Geld bauten vor allem Staatsunternehmen Brücken, Bahnhöfe, Flughäfen und in Folge des Immobilienbooms auch zahlreiche sinnlose Dinge wie Geisterstädte in der Wüste Gobi. Das rächt sich jetzt.
Das sind die wettbewerbsfähigsten Länder der Welt
Während Deutschland im Vorjahr noch auf Rang sechs lag, schafft es die Bundesrepublik in diesem Jahr nur noch auf den zehnten Platz. Der mitteleuropäische Staat steht 2015 vor vielen Herausforderungen. Dazu gehört der Druck, die Energiewende zu meistern, die digitale Transformation der Industrie voranzutreiben und private und öffentliche Investitionen zu fördern.
Bauen kann Deutschland auf seine hoch qualifizierten Arbeitskräfte und eine Politik der Stabilität und Vorhersehbarkeit.
Schweden fällt im Vergleich zu 2014 um vier Ränge von Platz fünf auf Platz neun. Das nordeuropäische Königreich kann besonders mit qualifizierten Arbeitskräften, den stabilen politischen Verhältnissen, einem wirksamen Rechtssystem und einem starken Fokus auf Forschung und Entwicklung glänzen. Auch das Bildungsniveau ist sehr hoch und die Infrastruktur sehr verlässlich.
Auch Dänemark konnte sich im Vergleich zum Vorjahr verbessern, von Platz neun geht es hoch auf Platz acht. Gut schneidet das nordeuropäische Königreich bei Managementpraktiken, Gesundheit und Umwelt sowie Arbeitsstandards ab. Auf dem ersten Rang landet Dänemark in der Kategorie der Regierungseffizienz gleich fünf Mal, denn es zeichnet sich nicht nur durch eine besonders große Rechtstaatlichkeit aus, sondern auch dadurch, dass Bestechung und Korruption kaum eine Chance haben.
Norwegen kann im Vergleich zum Vorjahr ein Plus von drei Plätzen verzeichnen und landet damit auf dem siebten Platz. Die skandinavische Halbinsel kann vor allem mit gesellschaftlichen Rahmenbedingungen aufwarten, mit denen sie im internationalen Vergleich auf Platz eins landet. Weitere Faktoren, mit denen Norwegen punkten kann, sind im Bereich der Regierungseffizienz zu finden. Chancengleichheit, Transparenz sowie Rechtstaatlichkeit sind nur einige der besonders effektiven Maßnahmen der öffentlichen Hand.
Für Luxemburg ging es von Platz elf im Jahr 2014 hoch auf Platz sechs. Sehr gut schneidet das Großherzogtum im Bereich der politischen Stabilität, der wettbewerbsfähigen Besteuerung, des unternehmerfreundlichen Umfeldes und der qualifizierten Arbeitskräfte ab.
Kanada hat es in diesem Jahr auf Platz fünf geschafft. Im Vorjahr landete der nordamerikanische Staat noch auf Platz sieben des IMD World Competitiveness Ranking. Die gute Platzierung hat Kanada vor allem der Stabilität und Vorhersehbarkeit in der Politik, dem hohen Bildungsniveau, qualifizierten Arbeitskräften und einem wirksamen Rechtssystem zu verdanken. Ganz gut schneidet Kanada auch aufgrund einer unternehmerfreundlichen Umgebung und einer offenen und positiven Haltung ab.
Der vierte Platz geht in diesem Jahr an die Schweiz. Unternehmen aus aller Welt wissen vor allem die sehr gute Infrastruktur des kleinen Alpenstaates zu schätzen. Die hohe Bildung und der Umweltschutz landen gar im Vergleich zu 2014 nicht mehr nur auf Platz drei, sondern gleich auf der Eins. Auch die robuste Wirtschaft, Arbeitsstandards, geringe Entlassungs- sowie Kapitalkosten sind im internationalen Vergleich so gut wie unschlagbar.
Unter die ersten drei schafft es in diesem - wie auch schon im vergangenen Jahr - der Insel- und Stadtstaat Singapur. Besonders punkten konnte das asiatische Land bei Unternehmen in diesem Jahr mit seinem institutionellen Rahmen, der im weltweiten Vergleich auf Rang eins landet. Außerdem liegt Singapur bei der technologischen Infrastruktur sowie der Bildung ganz weit vorne.
Platz zwei geht an die chinesische Sonderverwaltungszone Hongkong. Im Vergleich zum Vorjahr hat die chinesische Metropole zwei Plätze gut gemacht. Unternehmen aus aller Welt schätzen Hongkong insbesondere aufgrund der betriebswirtschaftlichen Gesetzgebung, der Managementpraktiken, der unternehmerischen Einstellungen und Werte und der technologischen Infrastruktur. Ganz gut steht Hongkong auch bei internationalen Investitionen, der Fiskalpolitik und bei den Betriebsfinanzen da.
Die wettbewerbsfähigste Volkswirtschaft der Welt sind die Vereinigten Staaten von Amerika. Das hat das IMD World Competitiveness Center in seiner aktuellen Vergleichsstudie bekannt gegeben.
Besonders attraktiv finden Firmen in den USA - laut Ranking - die dynamische Wirtschaft (66,2 Prozent), den guten Zugang zu Finanzierungsmöglichkeiten (55,1 Prozent), den starken Fokus auf Forschung und Entwicklung (49,3 Prozent) sowie das unternehmensfreundliche Umfeld (43,4 Prozent).
Punkten können die USA zudem als attraktiver Forschungsstandort. Nachholbedarf gibt es im Bereich der Schulbildung.
"Überkapazitäten sind in einigen Sektoren ein großes Problem", sagt Edward Tse von der Beratungsgesellschaft Gaofeng in Shanghai. "Außerdem wächst das Kreditvolumen sehr schnell."
Chinas Verschuldung ist heute vier Mal so hoch wie vor dem Konjunkturpaket. Haushalte, Unternehmen und vor allem Lokalregierungen sind mit rund 282 Prozent des BIPs verschuldet. Bis zu einem Drittel davon, schätzt man, stecken in kaum durchsichtigen Krediten von sogenannten Schattenbanken - inoffizielle Kreditgeber, die zu teils horrenden Zinsen Geld verleihen. Was passiert, wenn in Folge einer Pleite eine Kettenreaktion ausgelöst wird, ist schwer absehbar.
Der offizielle Plan der Regierung lautet jetzt: Das Wachstum verlagern. Anstatt durch Investitionen soll die Wirtschaft in Zukunft durch Konsum und Service wachsen.