Wladimir Potanin Oligarch investiert in iranisches Amazon

Nach dem Ende der Sanktionen sondieren Unternehmen ihre Chancen im Iran. Jetzt hat der erste russische Milliardär ein Investment gewagt – und es dürften weitere folgen. Vor allem eine Branche setzt auf den Iran.

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Der 55-jährige Wladimir Potanin ist laut Forbes mit einem Vermögen von 12,1 Milliarden Dollar die Nummer Vier unter Russlands Superreichen. Quelle: Reuters

Moskau Wladimir Potanin ist der erste russische Milliardär, der nach dem Fall der Sanktionen gegen den Iran in die Islamische Republik investiert. Sein Fonds Winter Capital Partners (WCP) wird über eine Beteiligung an der schwedischen Pomegranate Investment AB auch Teilhaber der iranischen Sarava-Gruppe, die im Internetgeschäft tätig ist. Wichtigstes Aktiv ist der Online-Händler Digikala, der als Äquivalent zu Amazon im Iran gilt. Noch ist das Geschäft vergleichsweise bescheiden: Rund 900 Mitarbeiter bearbeiten täglich rund 10.000 Bestellungen.

Potanins Einstieg soll bereits im März erfolgt sein, wurde aber erst jetzt bekannt gegeben. Über die genaue Höhe des Engagements ist nichts bekannt, es soll sich aber um einen zweistelligen Millionenbetrag handeln. WCP wurde 2015 als Venture-Kapitalgesellschaft gegründet und hat bislang schon 300 Millionen Dollar investiert, neben IT-Firmen auch in ein Pharma-Unternehmen und einen Retailer.

Der 55-jährige Potanin – laut Forbes mit einem Vermögen von 12,1 Milliarden Dollar die Nummer Vier unter Russlands Superreichen – ist vor allem als Großaktionär des Nickel- und Palladiumproduzenten Norilsk Nickel bekannt. Seine Investmentfirma Interros, wichtigster Investor bei WCP, hält daneben aber auch Anteile an Medienunternehmen, Immobilien und Infrastrukturobjekten.

Das Interesse russischer Investoren am Iran ist generell groß. So versucht der Besitzer des Telekom-Unternehmens „Antares“ Jewgeni Roitman, Teheran dazu zu bewegen, das russische Satellitennavigationssystem „Glonass“ einzuführen. Daneben bewirbt sich Roitman auch um den Aufbau von Handynetzen in iranischen Kleinstädten. Der russische Softwarehersteller ABBYY will sich an der Digitalisierung iranischer Archive und Bibliotheken beteiligen.

Die Chancen russischer Investoren stehen aufgrund der traditionell guten Beziehungen zwischen Moskau und Teheran nicht schlecht. Russland hat auch während der westlichen Sanktionen an der Zusammenarbeit mit den Mullahs festgehalten – und vor fünf Jahren den noch in den 1970er-Jahren von Siemens und AEG Telefunken begonnenen Bau des Atomkraftwerks Bushehr fertiggestellt. Die russische Atomindustrie hofft auf Folgeaufträge, die einen Gesamtwert von etwa acht Milliarden Euro haben können.

Auch der russische Rüstungssektor setzt auf eine weitere Kooperation mit dem Iran. Bereits im Februar, einen Monat nach dem Ende der Sanktionen, besuchte Irans Verteidigungsminister Hussein Dehqan Moskau, um über neue Verträge zu verhandeln. Die ersten Luftabwehrraketen vom Typ S-300 hat Teheran schon erhalten. Daneben zeigten iranische Militärs auch Interesse an Flugzeugen vom Typ Su-30 und Yak-130, Kampfhubschraubern und Küstenbatterien. Laut einem Bericht der Tageszeitung „Kommersant“ wird auch hier das Auftragspotenzial auf etwa acht Milliarden Dollar geschätzt.

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