Nicht nur Deutschland leidet unter einem akuten Fachkräftemangel, auch im 18.300 Kilometer entfernten Neuseeland wird über Methoden nachgedacht, die die Lücken im Arbeitsmarkt entzerren können. So werden in dieser Woche die Einwanderungsbestimmungen für bestimmte Berufsgruppen gelockert. Menschen, die im Gesundheits-, Bildungs- oder Bausektor arbeiten, können ab Donnerstag eine beschleunigte Aufenthaltsgenehmigung beantragen, wie Regierungschefin Jacinda Ardern am Montag ankündigte.
Auf der grünen Liste für schnelle Aufenthaltsgenehmigungen stehen nun unter anderem Krankenpflegerinnen, Geburtshelferinnen und Lehrerinnen. Ardern forderte, dass aktiv um ausländische Fachkräfte geworben werden müsse. Neuseeland sei der „beste Ort, um zu leben, zu arbeiten und Spaß zu haben“.
Doch nicht nur die gelockerten Einwanderungsbestimmungen sprechen für den neuseeländischen Arbeitsmarkt. Eine Studie von InterNation, hat sich mit Expats befasst, also Personen, die vorübergehend im Ausland leben und arbeiten, um ihre eigene Karriere voranzutreiben oder ihren Partner mit diesem Ziel zu unterstützen. Für die Studie wurden mehr als 12.000 Expats aus 186 Ländern zu zahlreichen Aspekten ihres Lebens im Ausland befragt. Dazu zählten Kategorien wie Lebensqualität, Eingewöhnung im Gastland, Arbeit und Finanzen sowie Familie und Lebenshaltungskosten.
Dabei glänzt Neuseeland im Vergleich zu Deutschland bei den Ergebnissen vieler Kategorien. So landet der Inselstaat im gesamten Ranking der besten Länder für Expats auf Platz 6 – Deutschland liegt ganze 30 Plätze weiter hinten.
Arbeiten in Neuseeland
In der Kategorie „Arbeiten im Ausland“, dazu zählen Punkte wie Wirtschaft- und Arbeitsplatzsicherheit, schafft es Neuseeland sogar auf den zweiten Platz. Doch auch Deutschland ist auf Platz sechs noch in den Top 10 vertreten. Hier ist Neuseeland vor allem Vorreiter, wenn es um die Work-Life-Balance geht: 83 Prozent der Befragten geben an, dass sie in diesem Punkt generell zufrieden sind. 39 Prozent sind sogar vollständig zufrieden. Hinzu kommt, dass vier von fünf Personen angeben, einen sicheren Arbeitsplatz zu haben.
Expats – Zahlen und Fakten
Als Expats werden Personen bezeichnet, die vorübergehend im Ausland leben und arbeiten, zum Beispiel, um ihre eigene Karriere voranzutreiben oder ihren Partner mit diesem Ziel zu unterstützen.
Die hier dargelegten Ergebnisse rund um Expats stammen aus einer Studie von InterNations. Sie befasste sich mit Menschen, die aus unterschiedlichen Gründen im Ausland arbeiten und leben. Für die Studie wurden mehr als 12.000 Expats aus 172 Ländern zu zahlreichen Aspekten ihres Lebens im Ausland befragt. Dazu zählten Kategorien wie Lebensqualität, Eingewöhnung im Gastland, Arbeit und Finanzen sowie Familie und Lebenshaltungskosten. (Quelle: InterNations, 12.065 Befragte weltweit)
Im Durchschnitt waren die befragten Expats 46,2 Jahre alt.
57 Prozent der befragten Expats im Jahr 2023 waren in einer Beziehung. Nur 20 Prozent der Befragten hatten Kinder, für deren Unterhalt sie verantwortlich waren.
82 Prozent der Expats hatten einen Universitätsabschluss.
Laut „Expat Insider Report 2023“, der die Lebensqualität von Expats in 53 Ländern misst, führen Mexiko, Spanien, Panama, Malaysia und Taiwan die Rangliste der Länder, in denen es sich für Expats am besten leben lässt, an.
Am schlechtesten schnitten hingegen Kuwait, Norwegen, die Türkei, Südkorea und Deutschland ab.
Expats bewerten in Mexiko u. a. die Freundlichkeit der Bewohner als sehr positiv. Es sei sehr einfach, Freunde zu finden. Außerdem sind die befragten Expats in Mexiko zufrieden mit ihren Karriereoptionen und dem Immobilienmarkt in dem nordamerikanischen Land.
Die Lebensqualität in Kuwait wird von vielen Expats als schlecht empfunden, insbesondere in der Subkategorie „Freizeit“. Besonders stört viele Befragte, dass sie ihre Meinung in dem Land nicht frei äußern können. Auch das Kontakteknüpfen mit Einheimischen ist laut Report in Kuwait schwieriger als anderswo.
Teure Mieten – bezahlbare Immobilien
Eine gute Work-Life-Balance muss in Neuseeland aber mit teuren Lebenshaltungskosten bezahlt werden: hier belegt das Land den 50. Platz (Deutschland ist immerhin auf Platz 33): Laut Daten des OECD Better Life Index geben Haushalte in Neuseeland durchschnittlich 25 Prozent ihres Bruttoeinkommens für ihre Wohnung aus, in Deutschland sind es 20 Prozent. Dabei sind die Mieten vor allem in den großen Städten wie Auckland teuer. In Neuseeland werden die Mieten wöchentlich verrechnet, die durchschnittliche Wochenmiete für eine Wohnung in Auckland beträgt dabei umgerechnet rund 362 US Dollar.
Besser sieht es hingegen bei Immobilienpreisen aus: Da Neuseeland früher als die meisten anderen Volkswirtschaften in der aktuellen Krise mit Zinserhöhungen begonnen hat, sind hier die Preise für Immobilien, anders als in den meisten anderen Ländern, in diesem Jahr sogar gesunken, wie das Real Estate Institute of New Zealand kürzlich mitteilte. Ein Haus in Neuseeland kostet jetzt rund 10 Prozent weniger als noch zu Jahresbeginn und liegt jetzt durchschnittlich bei rund 606.770 US-Dollar.
Dabei verdienen Neuseeländerinnen im Jahr durchschnittlich 45.269 US-Dollar (2020), in Deutschland beläuft sich das Durchschnittseinkommen auf 53.745 US-Dollar.
Geld scheint aber doch nicht immer glücklich zu machen: Bei der Lebensqualität findet Neuseeland sich auf Platz 11, Deutschland immerhin auf Platz 22. Nur Raucherinnen dürften in Neuseeland nicht glücklich werden. Das Land will 2025 komplett rauchfrei sein.
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