World Economic Forum Die fünf großen Probleme der Weltwirtschaft

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"Wer Zersplitterung nur als Risiko sieht, zieht die falschen Schlüsse"

5. Autoritäre Tendenzen

Davos 2018, das ist auch der Wettlauf der Systeme – und die Manager der globalen Konzerne stehen mittendrin. In diesen Tagen wird sich wohl eine Zweitteilung der Welt herauskristallisieren, die nicht mehr nach dem alten Ost-West-Schema funktioniert. Wenn der indische Premier Narendra Modi und US-Präsident Donald Trump das Jahrestreffen eröffnen beziehungsweise beschließen, werden zwei Staatenlenker für die Rückkehr einer Art autoritären Nationen-Egoismusses in die Weltwirtschaft werben. Sie stoßen damit durchaus auf Sympathien bei Unternehmern und Managern – ihre jeweiligen wirtschaftlichen Erfolgsbilanzen sind zumindest kurzfristig so schlecht nicht.

Auf der anderen Seite werden Politiker wie Frankreichs Staatspräsident Emmanuel Macron oder Kanadas Ministerpräsident Justin Trudeau der Wirtschaftselite die Hand zu mehr internationaler Kooperation reichen. Sie werden die Werte des Liberalismus hochhalten und für die Faszination gesellschaftlicher Progressivität werben. Die Wirtschaftswelt Anfang des Jahres 2018 findet also auf einer Achse zwischen zwei Polen statt: das autoritäre Doppel Modi/Trump auf der einen, die Popstar-Ökonomie Macron/Trudeau auf der anderen Seite.

Entsprechend gab auch die Mehrheit der Unternehmenschefs in der PWC-Umfrage an, in einer zersplitterten Welt mit multiplen fragmentierten Volkswirtschaften zu leben (82 Prozent). Die CEOs weltweit sehen die Entwicklung hin zu vielfältigeren Normen und Wertvorstellungen (82 Prozent), zu regionalen Handelsblöcken (73 Prozent), steigendem Nationalismus (65 Prozent), zu verschiedenen Wirtschaftsmodellen (60 Prozent) und zu erhöhtem Steuerwettbewerb (54 Prozent).

Die Frage ist: Muss das schlimm sein? Und dafür lohnt sich der Blick in ein Buch, das auch dieser Tage erscheint. Die Ökonomin Irene Grabel von der Universität Denver wirbt in „When Things Don’t Fall Apart“ dafür, eine zersplitterte Welt auch als Chance zu sehen. Ihr Argument: Wenn alle mit den gleichen Rezepten und Perspektiven die Probleme der Welt angehen, werde die Welt insgesamt anfälliger. Denn erweise sich eine dieser Ideen als falsch, leider darunter die ganze Welt.

Sie bemüht dafür ein Bild aus der Agrarwirtschaft: Würde die ganze Welt von einer einzigen Mais-Sorte ernährt, reiche schon eine Krankheut, um die Ernährungssicherheit zu kippen. „Wer Zersplitterung nur als Risiko, Chaos und Gefahr sieht“, sagt Grabel, „der zieht die falschen Schlüsse aus der Welt.“

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