
Am Ende gab es viele Gewinner. Der Welthandelskonferenz auf der indonesischen Trauminsel Bali ist der kaum mehr erwarteten Beweis gelungen, dass 159 Länder mit den unterschiedlichsten Interessen am Ende doch noch einen gemeinsamen Nenner mit Inhalt und Gewicht finden können. "Wir alle haben hier und heute geliefert", verkündete der neue WTO-Generalsekretär, der Brasilianer Roberto Azevedo, am Samstag voller Stolz. Gelungen ist das erste weltumspannende Abkommen über Handelserleichterungen seit der WTO-Gründung 1995, das Abwenden einer existenzbedrohenden Krise für die Welthandelsorganisation (WTO), die Wiederbelegung des Glaubens an multilaterale Problemlösungen sowie ein kräftiges Wachstumssignal für die Weltwirtschaft.
Zu den Gewinnern von Bali gehört die Export-Weltmacht Deutschland, auch wenn sie auf der "Insel der Götter" eher eine Nebenrolle spielte. Gemessen an den emotionalen Ausbrüchen nach dem erfolgreichen Abschluss in fernen Bali fielen die Reaktionen in Berlin allerdings eher nüchtern aus. "Das ist eine gute Nachricht auch für die deutsche Exportwirtschaft", sagte der geschäftsführende Wirtschaftsminister Philipp Rösler, der erst gar nicht nach Indonesien gereist war. Von einem richtigen und wichtigen Signal für den Freihandel sprach der Außenhandelschef des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK), Volker Treier. Wenn erst mal all das zum Tragen komme, was in Bali besprochen wurde, könne die deutsche Wirtschaft mit einem Wachstumsimpuls von 60 Milliarden Euro in fünf Jahren rechnen. Treiers Kollege Stefan Mair vom Industrieverband BDI sagte, die deutsche Wirtschaft könne mit dem Bali-Ergebnis zufrieden sein.
Es sind die Deutschen, die seit Jahren als einer der engagiertesten Anwälte für weltumspannende Absprachen in Richtung eines freieren Welthandel auftreten. "Der Beamtenapparat hat den Freihandel quasi in seine DNA eingebaut", freute sich kürzlich ein führender Vertreter des deutschen Außenhandels mit Blick auf die Haltung der deutschen Regierung. Dafür gibt es ganz handfeste Gründe. Mit noch 7,65 Prozent Anteil an allen Exporten ist Deutschland als momentane Nummer Drei in der Welt nach China und den USA hochgradig daran interessiert, dass die Türen für seine Güter und Dienstleistungen in der Welt so weit offen wie möglich sind. Auf knapp 1,1 Billionen Euro belief sich im vergangenen Jahr das deutsche Ausfuhrvolumen, neun bis zehn Millionen Arbeitsplätze hängen von den Exporten ab. Mehr als jedes andere große Land ist Deutschland vom Wohl und Wehe des Welthandels abhängig.