


Sollte sich der Erdölpreis bei 60 Dollar einpendeln, werde die Wirtschaftsleistung Russlands wahrscheinlich um rund 4,5 Prozent zurückgehen, erklärte die Zentralbank am Montag. Fallende Ölpreise, die Sanktionen des Westens im Zusammenhang mit der Ukraine-Krise und Kapitalabfluss ins Ausland lassen die russische Konjunktur einbrechen. Der Rubel büßte in diesem Jahr rund 45 Prozent an Wert zum Dollar ein.
Die Inflation dürfte nach Einschätzung der Zentralbank Anfang kommenden Jahres mit 11,5 Prozent ihren Höhepunkt erreichen. Der Kapitalabfluss werde 2015 rund 120 Milliarden Dollar erreichen und 2016 auf 75 Milliarden Dollar sowie 2017 auf 55 Milliarden Dollar zurückgehen.
Russland - und die Ängste seiner Nachbarn
25 Prozent der Bevölkerung sind ethnische Russen. 2007 erlebte das High-Tech-Land einen schlimmen Hackerangriff wohl aus Russland – da wird die Krim-Krise zum Albtraum.
Ohne russisches Gas gehen rund um Riga die Lichter aus. Das wissen die zwei Millionen Letten, von denen mehr als ein Drittel Russisch als Muttersprache angibt.
Hier begann vor 25 Jahren der Zerfall der Sowjetunion, hier verschifft Russland heute viel Erdöl. Zum russischen Erdgas gibt es auch in Litauen bislang keine Alternative.
Russland fernhalten – das ist hier parteiübergreifende Staatsraison. Seit Jahren sehen sich die Polen als Fürsprecher der Ukraine in der Europäischen Union.
Die Annexion der Krim erinnert die Tschechen fatal an den sowjetischen Einmarsch in Prag vor 46 Jahren. Russland ist weit weg – das Gefühl der Bedrohung nicht.
Das Land musste 2009 tagelang ohne Gas auskommen – Kollateralschaden russischer Sanktionen gegen die Ukraine. Eine Neuauflage dieses Szenarios wäre bedrohlich.
Ohne eigene Energiequellen sind die Ungarn vom russischen Öl und Gas abhängig. Trotzdem subventioniert die Regierung großzügig den Stromverbrauch im Lande.
Was geschieht mit dem Land, wenn die 1,4 Millionen Ungarn in Siebenbürgen nach dem Muster der Krim-Russen die heutige Staatsgrenze infrage stellen?
Ohne Öl und Gas aus Russland würde das arme Land völlig zusammenbrechen – darum fürchtet die Regierung in Sofia nichts mehr als eine Verschärfung der Konfrontation.
Die Halbinsel ist ein Armenhaus. Im Verhältnis zur Bevölkerungszahl entsprach ihre Wirtschaftsleistung bisher kaum 40 Prozent des ukrainischen Durchschnitts. Wie Putin seinen neuen Untertanen den Aufschwung bescheren will, ist unklar.
Im Sommer 2014 hat das Land ein Assoziierungsabkommen mit der EU unterzeichnet. Doch in der abtrünnigen Region Transnistrien stehen schon lange russische Truppen.
Ökonomisch orientiert sich das Land an Europa. Wegen des Konflikts um Südossetien hat Russland ein Embargo verhängt. Das wurde aber gerade gelockert.
Das arme Land hängt am Tropf Russlands. Moskau liefert billiges Gas, baut ein Atomkraftwerk – und unterstützt die Armenier im Grenzkonflikt mit Aserbaidschan.
Die ölreiche Staat drängt sich den Europäern als alternativer Lieferant auf, der Europa bei der Diversifizierung der Energieversorgung helfen kann. Das passt den Russen gar nicht.
Die neue Regierung drängt in Richtung EU, der Osten des Landes ist mit Russland verbandelt. Aber der Handel mit Russland nimmt ab, die Oligarchen sind auf West-Kurs.
Das unterentwickelte Land hat seine Pipelines an Russland verkauft und Raffinerien an Moskauer Banken verpfändet. Minsk ist abhängig von Moskau wie keine andere Regierung.
Peking will seinen wichtigen Partner Russland nicht verprellen. Doch Grenzverschiebungen wie auf der Krim machen China mit Blick auf Tibet und die Uiguren extrem nervös.
Im Norden des Landes gibt es viele Städte, in denen Russen die Mehrheit stellen. Kasachstan ist mit seinen Rohstoffen außerdem für Russland wirtschaftlich sehr attraktiv.
Die Furcht vor einer Verschärfung der westlichen Sanktionen gegen Russland hat die Talfahrt des Rubel am Montag beschleunigt. Nach den Plänen des US-Kongresses sollen die neuen Sanktionen russische Rüstungsunternehmen und ausländische Investoren in der russischen Ölindustrie treffen. Der Gesetzentwurf liegt bei US-Präsident Barack Obama, der ihn mit seiner Unterschrift noch in Kraft setzen muss. Obama hatte sich am Donnerstag vor Wirtschaftsvertretern allerdings zurückhaltend zu neuen Sanktionen geäußert. Russland kündigte am Wochenende Gegenmaßnahmen für den Fall an, dass die USA ihre Sanktionen wegen der Ukraine-Krise verschärfen sollten.
Die bisherigen Sanktionen des Westens in Folge der Ukraine-Krise setzen der russischen Wirtschaft schon stark zu. Die Konjunktur ist eingebrochen, der Rubel fällt auf immer neue Rekordtiefs, Investoren ziehen Milliarden Dollar ab. Auch der fallende Ölpreis hat ein Loch in den Haushalt des rohstoffreichen Landes gerissen. Die russische Wirtschaft könnte der Moskauer Zentralbank zufolge im kommenden Jahr um rund 4,5 Prozent schrumpfen, sollte sich der Ölpreis bei 60 Dollar je Barrell einpendeln.