Zerstörte Äcker und Weiden Was die Heuschreckenplage in Ostafrika anrichtet

Wüstenheuschrecken schwärmen über einen Baum in Kenia. Es ist der größte Heuschreckenausbruch, den einige Länder seit 70 Jahren erlebt haben. Quelle: dpa

Heuschrecken zerstören Ernten in Äthiopien, Somalia und Kenia. Es droht eine Hungersnot und die Ausbreitung der Plage nach Westen. Wurde auf frühe Warnungen nicht schnell genug reagiert?

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Zu den Folgen der Coronapandemie gehört auch, dass andere Plagen derzeit fast in Vergessenheit geraten. Ein dramatisches Beispiel: Im Osten Afrikas wütet seit Monaten eine enorme Heuschreckenplage, die Tiere bedrohen Ernte und Weideland. Auch Jemen, Indien und Pakistan haben mit den Schwärmen zu kämpfen. Die Weltbank befürchtet einen ökonomischen Schaden von bis zu 8,5 Milliarden US-Dollar.

Für die Lebensmittelversorgung der betroffenen Regionen sind die Folgen schon jetzt spürbar. Inzwischen bittet die Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der
Vereinten Nationen (FAO) um Hilfsgelder in Höhe von 153 Millionen US-Dollar, um eine Hungersnot zu verhindern. Davon sind nach FAO-Angaben bereits 117,2 Millionen Dollar gedeckt.

Auch Deutschland beteiligt sich mit 20 Millionen Euro und ist laut Entwicklungsministerium (BMZ) „damit bislang größte Geber“. Zusätzlich stelle die Bundesregierung der FAO eine weitere Million Euro bereit, „um die Regierungen betroffener Staaten dabei zu unterstützen, Heuschrecken durch Beobachtung am Boden und aus der Luft frühzeitig zu erkennen, Daten zu sammeln und Heuschrecken wirksam zu bekämpfen“. Das geht aus einer Antwort des BMZ auf eine FDP-Anfrage hervor.

Vor lauter Heuschrecken sieht man kaum noch den Baum. Es handelt sich um eine der schlimmsten Heuschreckenplagen in Kenia seit 70 Jahren. Quelle: dpa

Die Plage hatte in Ostafrika zuerst Äthiopien, Kenia und Somalia getroffen, mittlerweile brauchen auch Djibouti, Eritrea, Südsudan, Tansania und Uganda Unterstützung im Kampf gegen die Invasion. Die erste Heuschrecken-Welle wütete bereits im Herbst 2019 und hat etwa 25 Prozent der äthiopischen Äcker und 15 Prozent der Weiden zerstört. Nun droht die zweite Welle, die nach Einschätzung der Welthungerhilfe noch schlimmer wird: Die nächsten Schwärme könnten die 500-fache Kraft der bisherigen entwickeln.

Im Januar hatte die Bundesregierung der FAO erst zwei Millionen Euro zugesagt, die Hilfsmittel dann aber bereits Ende Februar verzehnfacht. Christoph Hoffmann jedoch, entwicklungspolitischer Sprecher der FDP-Bundestagsfraktion, ist davon überzeugt, dass die internationale Gemeinschaft nicht früh genug auf die Plage reagiert hat: „Wie kann es sein, dass man die Hungersnot abwartete, dann Hilfslieferungen bringt und sich dafür einen Orden verleiht?“ Die Bundesregierung müsse daher die Hilferufe der FAO ernst nehmen und nötige Gelder sofort zukommen lassen, so Hoffmann.

Es geht dabei längst nicht mehr nur um Ostafrika. Die FAO nimmt an, dass sich die Heuschreckenplage aus dem Sudan über den Tschad und Niger bis in Richtung Mali ausbreiten könnte – sollte Regen ausbleiben und der Wind dafür günstig stehen.

Mit der zusätzlichen Million Euro reagiert die Bundesregierung wohl auf genau diese Entwicklung und auf einen neuen Hilfsaufruf der FAO. Demnach werden bis zu 70 Millionen US-Dollar benötigt, um neun Staaten in Westafrika bestmöglich auf eine Heuschreckenplage vorzubereiten. Es wäre gut angelegtes Geld: Das Welternährungsprogramm WFP schätzt, dass die Folgekosten der Plage 15-mal größer sein könnten als die Kosten einer schnellen Bekämpfung.

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