Interessant sind auch die nationalen Unterschiede: Während in Deutschland und Frankreich zumindest temporär feste Hypothekenzinsen gelten, werden sie in Spanien, Portugal, Griechenland und Irland variabel angepasst. „Die Südländer werden deswegen von Zinserhöhungen am schnellsten und härtesten getroffen“, sagt Klaus Baader, Volkswirt bei der Société Générale – obwohl sie es derzeit am wenigsten gebrauchen können. Studien für Deutschland fanden zudem heraus, dass die Investitionen nach einer 100-Basispunkt-Zinserhöhung im ersten Jahr um vier Prozent sinken.
Viele Variablen
Die Preise im Euro-Raum reagieren im 100-Basispunkte-Szenario schwächer als der Output, dafür aber dauerhafter: Nach drei Jahren liegt die Inflation nur 0,2 bis 0,4 Prozentpunkte tiefer, doch sie hält sich dort. Beachten sollte man bei diesen Schätzungen jedoch, dass sie von einem überraschenden Zinsschritt ausgehen, der nicht der Praxis der EZB entspricht. Welche Folgen der jetzt beginnende Zinserhöhungszyklus in der Wirtschaft konkret nach sich ziehen wird, lässt sich daher schwer voraussagen. Tatsächlich lassen sich Zinsbewegungen kaum isoliert betrachten, sondern nur im Kontext zahlreicher anderer Variablen und Wirkungsketten.
Für die EZB ist entscheidend, dass grundsätzlich ein klarer Wirkungszusammenhang zwischen Zinsen, Wachstum und Inflation besteht. Nur so bleibt ihre Geldpolitik wirksam. Die Welle der Deregulierung und Innovationen an den Finanzmärkten hat daran in den letzten Jahrzehnten wenig geändert – wenigstens eine gute Nachricht in der Finanzkrise für die Währungshüter.