Zollstreit Quittung für Trump

Strafzölle: Harley Davidson bringt die Quittung für Donald Trump

Der Motorradhersteller Harley-Davidson will einen Teil seiner Produktion aus den USA ins Ausland verlagern. Es ist ein Weckruf für Trump, seinen Steinzeit-Protektionismus zu beenden.

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So hat sich Donald Trump die Folgen seiner Make-America-Great-Again-Politik sicherlich nicht vorgestellt. Am Montag kündigte der US-Motorradhersteller Harley Davidson an, in den nächsten Monaten einen Teil seiner Produktion von Amerika ins Ausland zu verlagern. Grund dafür sind die Strafzölle, mit denen die Europäer seit Freitag im Handelskrieg mit den USA zurückschießen. Nachdem die Trump-Administration Zölle auf Stahl- und Aluminiumimporte aus Europa eingeführt hatte, beschloss die EU ihrerseits Strafzölle auf amerikanische Produkte, darunter Harley-Davidson-Motorräder, zu erheben.

Bis die Verlagerung der Produktion abgeschlossen ist, wird Harley die Strafzölle selbst tragen, heißt es aus dem Unternehmen. Das bedeute allein für den Rest dieses Jahres eine Belastung von 30 bis 45 Millionen Dollar. Offenbar fürchtet Harley, dessen Umsatz und Gewinn seit Jahren schrumpft, durch Preiserhöhungen weitere Marktanteile zu verlieren.

Der von Donald Trump losgetretene Handelskonflikt könnte amerikanische Jobs bei Harley-Davidson kosten. Der Motorrad-Hersteller will für Europa außerhalb der USA produzieren - um die Preise nicht erhöhen zu müssen.

Harleys Entscheidung, die Produktion zu verlagern, ist ein massiver Rückschlag für Trump, der seine Präsidentschaft unter die Losung „America First“ gestellt hat. Statt Amerika zu neuer industrieller Größe zu führen, betreibt er mit seiner destruktiven Handelspolitik ökonomisches Harakiri. Denn während Harley-Davidson Produktionsstätten in Südamerika und in Asien ausbaut, schließt es sein Werk in Kansas City. Statt neue Jobs zu schaffen, vernichtet Trumps zollpolitischer Amoklauf bestehende Jobs.

Nun könnte man argumentieren, dass im Gegenzug so manches europäische Unternehmen seinerseits seine Produktion nach Amerika verlagern wird, um hinter den US-Zollmauern zu produzieren. Das könnte – ganz im Sinne Trumps – für mehr Jobs und Einkommen in den USA sorgen. Doch die saldentechnische Aufrechnung solcher Geländegewinne im transatlantischen Handelskrieg ist eine Milchmädchenrechnung.

Denn die Verlagerung der Produktionsstätten ist nicht das Ergebnis marktwirtschaftlicher Anreize, sondern eine aus der betriebswirtschaftlichen Not geborene Ausweichstrategie, mit der die Unternehmen das Schlimmste für ihre Gewinne zu verhindern suchen. Sollen Güter, Arbeitskräfte und Kapital dorthin gelenkt werden, wo sie am dringendsten benötigt werden, bedarf es unverzerrter Preissignale. Sie informieren die Unternehmer über die Knappheit der Produktionsfaktoren. Zölle hingegen verzerren die Preise und deformieren so die weltweiten Produktionsstrukturen. Zudem lenken sie Einkommen vom privaten Sektor zum Staat um. Das fördert den Etatismus und kostet Wachstum und Wohlstand.

Die Entscheidung Harleys zeigt, dass Zölle ungeeignet sind, den Importüberschuss Amerikas abzubauen. Denn die Motorräder, die Harley demnächst außerhalb der USA baut, fallen aus der amerikanischen Exportstatistik heraus. Das treibt für sich genommen die US-Handelsbilanz weiter ins Minus.

Etwas Gutes könnte die Harley-Entscheidung am Ende doch noch haben. Sie führt Trump plastisch vor Augen, dass er mit seinem Steinzeit-Protektionismus Amerika nicht stärkt, sondern schwächt. Das merken auch seine Wähler. Will er wiedergewählt werden, wird er sich den Gesetzen der Ökonomie beugen und seine Handelspolitik revidieren müssen. Es wäre nicht die erste 180-Grad-Wende des Präsidenten.

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