




Rund um den Globus spucken Regierungen in den Schwellenländern gern große Töne, wenn es um den Ausbau der Infrastruktur geht – erst Recht im Wahlkampf. Indonesien macht aber wirklich Meter bei seinen Bauvorhaben. In der Hauptstadt Jakarta, die seit Jahren aus allen Nähten platzt, kommt der Bau eines U-Bahn-Netzes voran.
Nun wird der Flughafen erweitert, ebenso der Seehafen. Kein Wunder, dass die Bauwirtschaft neuerdings ein Zehntel zum Wachstum des Bruttoinlandsprodukts (BIP) in Indonesien beiträgt.
Zuverlässige Infrastruktur ist die wichtigste Voraussetzung für nachhaltiges Wachstum in einem Land der Größe Indonesiens, das mit rund 240 Millionen Seelen nach China, Indien und den USA die viertgrößte Bevölkerung der Welt zählt. Der neue Präsident Joko Widodo, der die Präsidentschaftswahlen im Sommer für sich entschieden hat, verspricht nun ein Wirtschaftswachstum wie vor der Asienkrise – also nahe zehn Prozent.
In den vergangenen Jahren war die Wirtschaft per anno meist um rund sechs Prozent gewachsen, dieses Jahr läuft es nach lokalen Prognosen auf 5,1 Prozent hinaus.
Zu wenig? Nein, mit China konnte und wollten sich die Indonesier nie messen lassen. Anders als der alles überragenden Volksrepublik basiert das Wachstum im Inselstaat vorwiegend auf Rohstoffexporten und einem größtenteils informellen Dienstleistungssektor.
Die industrielle Basis, die Chinas Aufschwung trägt, ist in Indonesien vergleichsweise winzig. Waren im Wert von nur 190 Milliarden Dollar exportierten die Unternehmen im vergangenen Jahr – so viel wie die deutsche Industrie allein an Autos samt Zubehör ausführt. Und zwar in Euro!
Wissenswertes über Indonesien
In Indonesien leben 251,5 Millionen Einwohner. Die Bevölkerungszahl nimmt jährlich um 0,9 Prozent zu. Rund 85 Prozent der Bevölkerung sind unter 54.
Das nominale BIP beträgt 863,2 Milliarden US-Dollar. Bis 2015 soll es auf 941,7 Milliarden US-Dollar ansteigen. Zum Vergleich: Das deutsche BIP betrug 2013 3,51 Billionen US-Dollar. Ein Drittel des BIP generiert Indonesien über den Bergbau und die Industrie. Land-, Forst- und Fischwirtschaft tragen rund 15 Prozent zur Entstehung bei.
Von 2004 bis 2013 wuchs Indonesiens Wirtschaft um durchschnittlich 5,8 Prozent. Die Finanzkrise konnte das Wachstum des Landes nur geringfügig schmälern: Statt der üblichen rund sechs Prozent Wachstum, wuchs die Wirtschaft 2009 nur um 4,6 Prozent. Schon im Folgejahr erreichte Indonesien wieder Wachstumswerte jenseits der sechs Prozent.
2012 betrug die Staatsverschuldung 26 Prozent des BIP.
2014 beträgt die Teuerung 7,5 Prozent, 2015 soll sie auf 5,8 Prozent fallen.
2014 waren 5,8 Prozent der Indonesier ohne Arbeit. 2015 soll die Zahl auf 5,5 Prozent fallen.
Jakarta muss dringend mehr Menschen in Beschäftigung bringen. Und das gelingt nur über den Aufbau einer personalintensiven verarbeitenden Industrie. Einen Schritt in diese Richtung tat die Regierung im vergangenen Jahr, als der Export von unverarbeiteten Mineralerzen verboten wurde.
Rohstoffexport befeuert Aufschwung
Das drückte kurzfristig auf die Ausfuhrbilanz, soll aber den Aufbau lokaler Industrien stärken. Gut möglich, dass in Bereichen wie der Chemieindustrie ähnliche Regelungen folgen. Schließlich ist es überaus schädlich für Zahlungsbilanz und Staatssäckel, wenn die reinen Rohstoffe im Land gefördert und verkauft, dann aber in verarbeiteter Form teuer wieder importiert werden müssen.
Wobei allein der simple Rohstoffexport in den vergangenen Jahren den Aufschwung befeuert hat. Heute trägt die Branche knapp zwölf Prozent zum Wirtschaftswachstum bei, in der Folge steigt die Kaufkraft auch dank der Ölexport-Milliarden.
Das ist einer der Gründe, weshalb sich Indonesien zum wichtigsten Automarkt mausert – und mit 1,4 Millionen Neuzulassungen wohl schon dieses Jahr am wesentlich weiter entwickelten Thailand vorbeizieht. Der zweite Grund ist natürlich, dass die hohe und stetig wachsende Einwohnerzahl automatisch für eine höhere Nachfrage sorgt. Anders formuliert: Die Indonesier sind nicht nur viele, sie können sich auch viel mehr leisten.