Zwischenfall an Grenze Italien wirft französischen Beamten Übergriff vor

Französische Beamte zwingen einen Migranten in Italien zu einem Drogentest. Rom ist empört und bestellt den Botschafter des Nachbarlandes ein.

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Rom, Paris Italien hat französischen Grenzpolizisten vorgeworfen, unberechtigt in einem italienischen Bahnhof einen Drogentest an einem nigerianischen Migranten vorgenommen zu haben. Das Außenministerium in Rom bestellte am Samstag den französischen Botschafter ein, übergab ihm eine Protestnote und wies die Darstellung der Regierung in Paris zurück, der Vorgang sei von einer Vereinbarung aus dem Jahr 1990 gedeckt gewesen.

Dies treffe nicht mehr zu, weil der betreffende Raum in dem Bahnhof von Bardonecchia nun von einer humanitären Gruppe genutzt werde. Das sei den französischen Behörden auch in diesem Monat mitgeteilt worden.

Die Menschenrechtsgruppe Rainbow4Africa warf der aus fünf Beamten bestehenden französischen Streife vor, unbefugt in ihre Niederlassung im Bahnhof von Bardonecchia eingedrungen zu sein und außer dem des Drogenbesitzes verdächtigten nigerianischen Migranten ihre Mitarbeiter bedroht und eingeschüchtert zu haben. Den nigerianischen Migranten hätten sie gezwungen, eine Urinprobe abzugeben.

Aus Paris hieß es, die Beamten hätten darum gebeten, die Einrichtung benutzen zu können, um die Rechte des Nigerianers zu respektieren. Der Drogentest sei negativ gewesen. Ein Helfer und Zeuge des Zwischenfalls sagte dem Fernsehsender Sky TG24, der Nigerianer habe einen italienischen Ausweis und eine gültige Bahnfahrkarte von Paris nach Neapel bei sich gehabt. Auch er sagte, der Drogentest sei negativ gewesen.

Der Bürgermeister des westlich von Turin gelegenen Ortes, Francesco Avato, vertrat die Auffassung, die fünf französischen Beamten hätten kein Recht gehabt, die Einrichtung von Rainbow4Africa zu betreten. Er bezeichnete diese als „neutralen Raum“. Die Mitarbeiter der Organisation versuchen nach seinen Angaben, Migranten von der gefährlichen Alpenüberquerung nach Frankreich abzubringen.

Das italienische Außenministerium rügte das Vorgehen der französischen Beamten als „inakzeptables Verhalten“.

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