




Zwischen 250.000 und 570.000 Arbeitsplätze werden nach neuen Berechnungen durch den gesetzlichen Mindestlohn ab 1. Januar 2015 in Deutschland wegfallen. Das zeigt zumindest eine aktuelle Simulationsstudie der Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft (INSM).
Im Bereich der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung könnten demnach in Ostdeutschland bis zu elfmal mehr Stellen wegfallen als in Westdeutschland. Die höchsten Arbeitsplatzverluste zeichnen sich den Forschern zufolge in Thüringen, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen und in Sachsen-Anhalt ab, mit Beschäftigungseinbußen von zum Teil über vier Prozent.
Brandenburg sei aufgrund seiner Nähe zu Berlin etwas besser gestellt als die anderen ostdeutschen Bundesländer; Berlin nehme eine Mittelstellung zwischen alten und neuen Bundesländern ein. In den alten Bundesländern finden sich die höchsten Beschäftigungsverluste laut INSM in Schleswig-Holstein. Die geringsten Verluste werden für die südlichen Bundesländer sowie das Saarland vorhergesagt.
Besonders hoch sind die prognostizierten Beschäftigungsverluste bei den geringfügig Beschäftigten. Im Osten Deutschlands werde voraussichtlich fast jeder vierte dieser Jobs wegfallen. Laut der Studie sind 24,9 Prozent der geringfügig Beschäftigten in Sachsen-Anhalt betroffen und 21,8 Prozent in Thüringen und Mecklenburg-Vorpommern.
Die Wahrscheinlichkeit eines Jobverlusts hängt – neben regionalen Merkmalen – vor allem von individuellen Qualifikationen ab: "Bei den Hochschulabsolventen gibt es kaum einen Unterschied in der Betroffenheit zwischen Ost- und Westdeutschland, sie liegt für die Gesamtbeschäftigung je nach Modell nur zwischen 0,1 und 0,2 Prozent bei Vollzeitbeschäftigten", so die Mindestlohnexperten Ronnie Schöb und Andreas Knabe von der Freie Universität Berlin beziehungsweise der Universität Magdeburg.
Bei Personen ohne Berufsabschluss seien die erwarteten Beschäftigungsverluste im Osten allerdings deutlich höher als im Westen. "In Westdeutschland drohen 3 Prozent der Arbeitsplätze dieser Qualifikationsgruppe verloren zu gehen, in Ostdeutschland sogar 7,4 Prozent", sagt Schöb.