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Abschaltung der Atomkraftwerke Schröder: Energiewende ist bis 2022 nicht zu schaffen

Alt-Kanzler Gerhard Schröder (SPD) hält es für unrealistisch, die Energiewende bis 2022 zu schaffen und dann das letzte Atomkraftwerk abzuschalten.

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Strommasten Quelle: dpa

„Ich habe Zweifel, ob man bis 2022 wirklich den kompletten Ausstieg auf die Beine stellen kann – zu auskömmlichen Preisen für Verbraucher und Industrie“, sagte Gerhard Schröder in einem Interview mit der WirtschaftsWoche, die am Samstag erscheint. Der rot-grüne Ausstiegsbeschluss sei davon ausgegangen, dass man für einen Komplettausstieg 32 Jahre braucht. „Ich weiß jedenfalls nicht, wie das Abschalten des letzten Kernkraftwerks 2022 gelingen soll. Aber diese Diskussion müssen Sie mit Frau Merkel führen, nicht mit mir.“

Abschalten der Atomkraftwerke, auskömmliche Preise und Einhalten der Klimaziele sei gleichzeitig nicht zu schaffen. „Alles gleichzeitig kann nicht funktionieren. Denn die Kernenergie lässt sich in der Grundlast nicht ausschließlich durch Erneuerbare ersetzen. Dafür brauchen wir weiterhin fossile Energieträger, vor allem Erdgas.“

Wirtschaftsminister Sigmar Gabriel müsse nun das Kunststück gelingen, die Energiewende zum Erfolg zu führen, ohne die industrielle Basis Deutschlands zu beschädigen. „Wir haben noch 23 Prozent Industrieanteil an der Wirtschaftskraft, Frankreich zehn bis elf, Großbritannien zwölf. Die Briten starten jetzt eine Reindustrialisierung. Sie haben lernen müssen, dass Banken alleine nicht reichen“, mahnt Schröder. „Für Deutschlands Zukunft ist es entscheidend, diesen Bestand an Industrie zu erhalten. Dafür sind die Energiepreise zentral.“

Allerdings macht sich Schröder große Sorgen, dass dies nicht gelingt. „Mich hat erschreckt, was BASF-Chef Kurt Bock gesagt hat: Früher tätigte sein Unternehmen 33 Prozent der Investitionen in Deutschland, perspektivisch nur noch 25 Prozent. Herr Bock ist ja kein Scharfmacher, der äußert Sorgen, die man ernst nehmen muss.“

Auch deshalb hält es Schröder für falsch, dass Industrieunternehmen künftig auch dann einen Teil EEG-Umlage zahlen sollen, wenn sie ihren Strom selbst erzeugen. „Das kann nicht richtig sein. Wir haben immer Kraft-Wärme-Kopplung propagiert, sogar mit Steuergeld gefördert, weil das besonders effizient ist.“

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