Ältere Arbeitnehmer Statistik-Wirrwarr um Rente mit 67

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Rente mit 67

Um die Verwirrung zu komplettieren, macht auch die Familienministerin mit eigenen Erhebungen Konkurrenz. Der „Deutsche Alterssurvey“, den Kristina Schröder unlängst vorstellte, beruht auf einer eigenen Befragung von mehr als 8000 Personen. Demnach ist der Anteil der 60- bis 64-Jährigen, die noch einen Job haben, in den vergangenen sechs Jahren von 20 auf 33 Prozent gestiegen. Auch dieser Wert liegt weit unterhalb der Angaben von der Leyens. Erst Ende Oktober hatte die Sozialministerin im Kabinett Daten der Eurostat-Statistiker präsentiert. Darin hieß es, die Quote der über 60-Jährigen habe sich von 2000 bis 2009 auf „knapp 40 Prozent nahezu verdoppelt“. Macht sieben Prozentpunkte mehr als in der Schröder-Statistik.

Frei Interpretierbar

Offiziellen Daten wollen die Gegner des Reformprojektes ohnehin nicht trauen. Gewerkschaften und Sozialverbände haben sich ein alternatives Zahlenwerk basteln lassen. In ihrem Auftrag hat das Internationale Institut für Empirische Sozialökonomie (Inifes) alle Minijobber, Niedriglöhner und Beamten aus den Regierungsstatistiken eliminiert. Und zählt auf diese Weise, dass nur 24,2 Prozent der über 60-Jährigen eine Beschäftigung hätten. „Statistik ist immer eine Frage der Interpretation“, sagt Inifes-Direktor Ernst Kistler.

Ohnehin warnen Ökonomen davor, ein Projekt wie die Rente mit 67, das erst im Jahr 2029 voll greift, allein von Daten des Jahres 2010 abhängig zu machen. „Eine Zeitpunktbetrachtung ist nie ein guter Maßstab“, sagt Michael Hüther, Direktor des Instituts der deutschen Wirtschaft. Entscheidender sei die Frage, wie sich die Beschäftigungsquote in den vergangenen Jahren verändert habe. Und im Zeitverlauf sei diese dramatisch angestiegen.

An dieser Stelle übrigens sind sich ausnahmsweise alle Statistiker einig. Auch die der Regierung und ihrer Behörden.

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