AfD-Bundesparteitag Gauland und Meuthen zu Parteivorsitzenden gewählt

Nach turbulenten Vorstandswahlen beendet die AfD ihren Parteitag in Hannover. Überraschend ist Fraktionschef Gauland nun auch einer der Parteivorsitzenden. Der Berliner Pazderski bekam nur einen Trostpreis.

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Die AfD-Bundesvorsitzenden Alexander Gauland und Jörg Meuthen Quelle: dpa

Nach den turbulenten Auseinandersetzungen um die Parteispitze will der AfD-Bundesparteitag in Hannover am Sonntag die Neuwahl der Führung abschließen. Die Delegierten begannen am Morgen ihre Beratungen mit Verfahrensfragen. Auf der Tagesordnung steht die Wahl der sechs Beisitzer für den Vorstand und der Schatzmeister. Mit größeren inhaltlichen Auseinandersetzungen, etwa über das laufende Parteiausschlussverfahren für den thüringischen Landeschef Björn Höcke, wurde nicht gerechnet. Die AfD will nach dem Erfolg bei der Bundestagswahl ein Signal der Geschlossenheit senden und Flügelkämpfe vermeiden.

Am Samstag waren der Europaabgeordnete Jörg Meuthen und Bundestagsfraktionschef Alexander Gauland als gleichberechtigte Vorsitzende gewählt worden. Der als gemäßigt geltende Berliner Landeschef Georg Pazderski war mit seiner Kandidatur gescheitert. Er wurde später zum ersten Parteivize bestimmt. Als weitere Stellvertreter konnten sich die Bundestagsabgeordneten Kay Gottschalk und Albrecht Glaser durchsetzen.

Gauland und Meuthen kündigten an, die AfD zusammenhalten zu wollen. Meuthen sagte, der Ausgang der Wahl sei so nicht erwartet worden; es sei aber ein „gutes und ehrliches Ergebnis“. Die AfD sei nicht gespalten. Es sei völlig normal, dass es unterschiedliche Flügel gebe.

Gauland betonte, er habe die Wahl nicht angestrebt. „Ich habe mich in die Pflicht nehmen lassen“, sagte der 76-Jährige. Die Partei sei wegen des Patts bei vorangegangenen Abstimmungen in einer gefährlichen Situation gewesen.

Gauland war im dritten Wahlgang für den Co-Vorsitz neben Meuthen als einziger Kandidat angetreten. Er erhielt 68 Prozent der Stimmen. Zuvor waren zwei Wahlgänge ohne Ergebnis geblieben, weil weder Pazderski noch seine überraschend angetretene Gegenkandidatin, die schleswig-holsteinische Landesvorsitzende Doris von Sayn-Wittgenstein, eine ausreichende Mehrheit bekamen.

Meuthen hatte ohne einen Gegenkandidaten 72 Prozent der Stimmen erhalten. 24 Prozent stimmten gegen ihn. Der 56-Jährige ist bereits seit 2015 einer der Vorsitzenden der AfD, zunächst amtierte er zusammen mit Petry, die nach der Bundestagswahl die Partei verlassen hat. Er hat trotz seines wirtschaftsliberalen Hintergrundes viele Unterstützer aus dem rechtsnationalen Flügel um den Thüringer Landeschef Björn Höcke.

Im Gegensatz zum Vortag gab es am Sonntagmorgen bei Schneeregen und kalten Temperaturen vor dem Parteitag im Kongresszentrum keine größeren Protestaktionen. Am Samstag hatten rund 6500 AfD-Gegner gegen den Parteitag demonstriert.

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