AfD empört über Lehrer-Entlassung „Politische Säuberung pur!“

In Berlin wird ein Lehrer entlassen, weil Zweifel an dessen Eignung aufkommen. Der Mann ist AfD-Mitglied. Entsprechend groß ist die Empörung der Partei. Der Lehrerverband zeigt Verständnis für die Kündigung.

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Große Aufregung bei der AfD: Eines ihrer Mitglieder wurde in Berlin als Lehrer entlassen. Quelle: dpa

Berlin Dass ein Berliner Elite-Gymnasium einen Lehrer entlassen hat, der der AfD angehört und an Demonstrationen der rechtsradikalen Bärgida-Bewegung teilgenommen hat, stößt auf Verständnis beim Deutschen Lehrerverband. „Der Träger dieser Schule ist die evangelische Kirche. Das heißt, der Träger ist ein sogenannter Tendenzbetrieb, der an die Persönlichkeit einer Lehrkraft, etwa bei der Konfession und den Lebensverhältnisse, strengere Maßstäbe anlegen darf, als dies der Staat kann“, sagte Verbandspräsident Josef Kraus dem Handelsblatt.

Sollte im Aushilfsvertrag eine Probezeit vereinbart worden sein, sei die Kündigung ebenfalls einfacher durchzusetzen. Und, so Kraus weiter: „Sollte dem Lehrer vor Unterzeichnung des Aushilfsvertrages eine Liste an Organisationen vorgelegt worden sein, der er nicht angehören darf, und sollte darin die „Identitäre Bewegung“ aufgeführt sein, steht der Entlassung obendrein nichts im Weg.“

Die Kündigung müsse „in jedem Fall nach Recht und Gesetz erfolgen“, betonte der Lehrerverbands-Präsident. „Dies ist schon deshalb wichtig, damit keine Verschwörungstheorien aufkeimen.“

Der Vorstandsvorsitzende der Evangelischen Schulstiftung in der Landeskirche, Frank Olie, hatte die Kündigung des AfD-Schatzmeisters im Berliner Bezirk Neukölln, Hendrik Pauli, mit Zweifeln an dessen pädagogischer Eignung als Lehrer begründet. „Wenn jemand offen Sympathie für die rechtsextremistische, vom Verfassungsschutz beobachtete sogenannte Identitäre Bewegung zeigt und sich öffentlich für die Bärgida-Bewegung engagiert, dann haben wir ein Problem. Unsere Lehrer sind ja auch immer Vorbilder“, hatte Olie in der „Bild“-Zeitung erklärt.

Pauli war seit August Vertretungslehrer am Evangelischen Gymnasium zum Grauen Kloster in Schmargendorf. Die Schule ist Berlins ältestes Gymnasium. Zu den bekanntesten Schülern zählen die Architekten Karl Friedrich Schinkel und Johann Gottfried Schadow, „Turnvater“ Friedrich Ludwig Jahn, Reichskanzler Otto von Bismarck. Auch der einstige DDR-Ministerpräsident Lothar de Maizière, die Schauspielerin Thekla Carola Wied und der Oscar-gekrönte Regisseur Florian Henckel von Donnersmarck wurden dort unterrichtet.


„Was hat Pauli verbrochen? Herr Pauli wehren Sie sich!“

Der umstrittene 38-Jährige Vertretungslehrer hatte für die AfD auch für das Berliner Landesparlament kandidiert. Damit habe die Kündigung aber nichts zu tun, betonte Olie in der „Berliner Zeitung“. „Während der Probezeit haben wir das Arbeitsverhältnis beendet, weil wir doch bald erhebliche Zweifel an seiner pädagogischen Eignung hatten“, sagte der Stiftung-Vorstand.

Man habe zwischenzeitlich von der politischen Einstellung des Lehrers erfahren. „Als evangelische Schulen stehen wir für Offenheit und Toleranz, betreiben Integrationsklassen und sind gegen jede Art von Diskriminierung und Ausgrenzung“, so Olie.

Dass Pauli regelmäßig an Demonstrationen von Bärgida teilnimmt, war der AfD bekannt. „Es ist sein Recht, Demonstrationen zu besuchen, auch wenn die nicht 100-prozentig auf Parteilinie sind. Er ist ja kein Organisator", hatte Ronald Gläser, Pressesprecher der Berliner AfD, kurz vor den Berliner Abgeordnetenhauswahlen im September gesagt.

Nun kritisiert die AfD die Kündigung scharf. Der Landesverband nannte das Vorgehen der Schulstiftung einen „skandalösen Rauswurf“. Der AfD-Landtagsabgeordnete Andreas Wild erklärte: „Auch in altehrwürdigen Institutionen ist die Leitung zwischenzeitlich links-grün-versifft. Da gibt es künftig viele zu entlassen. Die Zeit der Demokratiefeinde ist bald abgelaufen.“ Der Sprecher der AfD-Bundesspitze, Christian Lüth, nannte die Kündigung: „Politische Säuberung pur!“ Und: „Was hat Pauli verbrochen? Herr Pauli wehren Sie sich!“

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