Vom Erfolg der AfD bei den Europawahlen 2014 sind nur noch Trümmer geblieben. Nach dem Bundesparteitag von Essen und der Abspaltung der Anhänger des dort unterlegenen Gründungsvorsitzenden Bernd Lucke, spaltete sich auch die AfD-Fraktion im Europaparlament. Der neuen AfD unter Frauke Petry wurde zum Verhängnis, dass ihre Abgeordneten-Gruppe im Europäischen Parlament mehrheitlich Lucke-treu blieb und mit ihm in seine neue Partei „Allianz für Fortschritt und Aufbruch“ (ALFA) wechselte. Dazu gehören der frühere BDI-Vorsitzende Hans-Olaf Henkel, der Ökonom Joachim Starbatty und zwei weitere Abgeordnete.
Uneinigkeit in der Rest-AfD
Im europäischen Parlament waren also die Petry-Anhänger Beatrix von Storch und Marcus Pretzell die Außenseiter. Sie mussten jetzt auch die Schmach hinnehmen, von der Fraktion EKR, in der die „Torries“, die britischen Konservativen, den Ton angeben, ausgeschlossen zu werden. 45 von 75 EKR-Abgeordneten votierten für den Rauswurf.
Wird die AfD langfristig erfolgreich sein?
Die Forschungsgruppe Wahlen hat zwischen September 2014 und Mai 2015 in Deutschland Wahlberechtigte befragt, ob sie glauben, die AfD werde langfristig erfolgreich sein.
Quelle: ZDF Politbarometer, Statista
Im September 2014, also ungefähr ein Jahr nach dem knapp verpassten Einzug in den Bundestag, glaubten nur 56 Prozent der Befragten, die AfD werde langfristig nicht erfolgreich sein.
Zwei Monate später stieg der Anteil derer, die der AfD keinen langfristigen Erfolg zutrauten, auf 63 Prozent.
Im Januar 2015 glaubten 69 Prozent nicht an den langfristigen Erfolg der Euro-Kritiker um Bernd Lucke.
Im Februar 2015 prognostizierten 64 Prozent der AfD keinen langfristigen Erfolg.
Im Mai 2015 stieg (unter dem Eindruck der internen Personaldebatte?) der Anteil derjenigen, die der Alternative für Deutschland keinen Erfolg auf lange Sicht hin zutrauen, auf den in der Umfrage bisher höchsten Stand von 76 Prozent.
Die zweiköpfige europäische Rest-AfD zeigt allerdings selbst einen tiefen Riss: Von Storch wechselte sofort in die populistische Fraktion „Europa der Freiheit und der direkten Demokratie“ (EFDD), in der die britischen EU-Gegner der UKIP und die italienische „Bewegung 5 Sterne“ von Beppe Grillo den Ton angeben.
Marcus Pretzell, Lebenspartner von AfD-Chefin Frauke Petry, hängt dagegen freiwillig als Fraktionsloser in der Luft. Er will den in drei Wochen anstehenden AfD-Parteitag entscheiden lassen, wie es mit ihm im Europaparlament weitergehen soll.
Doch was wird aus Storch, wenn die AfD-Basis sich gegen die EFDD entscheidet? Dass sich nicht einmal die zweiköpfige Rest-AfD in Straßburg und Brüssel zusammenraufen kann, spricht nicht für deren Disziplin.
Freuen können sich über den Rauswurf der AfD jedenfalls die deutschen Unionsparteien. Bei denen hatte schon 2014 die Bereitschaft der britischen Torries, die damals noch von Lucke geführten AfD-Parlamentarier überhaupt aufzunehmen, für Verstimmung zwischen Berlin und London gesorgt.
Daher raunt man nicht nur in Pretzells Umfeld, sondern auch in der britischen Presse, dass der Rauswurf letztlich auch auf Interventionen der CDU bei den Torries zurückzuführen ist. Auf der Bühne des Europäischen Parlaments hat sich der Vorhang für die AfD damit weitgehend geschlossen. Der langfristige Erfolg der Partei wird auch davon abhängen, ob sie solche Zerfallsprozesse in ihren jungen Landtagsfraktionen vermeiden kann.