AfD Petry-Ehemann findet Merkels Kurs „vernünftig“

Der Mann von AfD-Chefin Frauke Petry unterstützt die Flüchtlingspolitik der Kanzlerin. Der Pfarrer ist vor wenigen Monaten der CDU beigetreten, um sich von seiner Frau abzugrenzen, wie er in einem Interview erklärt.

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Die Politikerin sorgte für Empörung, als sie sich für den Schusswaffengebrauch gegen Flüchtlinge an der Grenze aussprach. Quelle: dpa

Düsseldorf AfD-Chefin Frauke Petry kritisiert Kanzlerin Angela Merkel immer wieder in scharfen Worten. "Grenzenlose Arroganz und Regierungsunfähigkeit" warf Petry der Kanzlerin nach ihrer Regierungserklärung im Februar vor. Und forderte Merkels Rücktritt. "Europa und Deutschland brauchen schnellstens eine neue Regierung - ohne Angela Merkel", erklärte Petry, die sich sogar für Schusswaffengebrauch gegen Flüchtlinge an der deutschen Grenze ausgesprochen und damit große Empörung ausgelöst hatte.
Ihr Ehemann Sven Petry, evangelischer Pfarrer im sächsischen Tautenhain (Landkreis Leipzig), grenzte sich nun von der AfD ab: "Ich halte den Kurs der Kanzlerin im Großen und Ganzen für vernünftig und richtig", sagte er am Mittwoch im Deutschlandfunk. Das Paar Petry geht nicht nur politisch unterschiedliche Wege, sondern lebt mittlerweile auch getrennt. Frauke Petry hatte im vorigen Jahr die Trennung von ihrem Mann bekanntgegeben.

Sven Petry kritisierte im Interview die fremdenfeindlichen Übergriffe in Clausnitz und anderen Städten in klaren Worten. "Es gibt gewisse Dinge, die gehören sich nicht", sagte er. Und dazu gehöre, dass man Menschen nicht angreife, nicht verächtlich mache und Menschen zum Problem erkläre. Dagegen hatte seine Frau nach ausländerfeindlichen Protesten in Clausnitz den Flüchtlingen vorgeworfen, sie hätten zur Eskalation noch beigetragen.

Kürzlich war auch die Tochter des stellvertretenden AfD-Vorsitzenden Alexander Gauland, ebenfalls Pfarrerin, auf Distanz zu ihrem Vater gegangen. „Ich finde es schrecklich, was er sagt“, hatte die 33-jährige Dorothea Gauland erklärt.


Welche Erfahrungen Sven Petry mit Flüchtlingen macht

Sven Petry trat nach eigenen Worten vor mehreren Monaten bei der CDU ein, um sich von der AfD abzugrenzen. Er habe im Laufe des vergangenen Sommers zunehmend festgestellt, "dass man mich als Ehemann der Vorsitzenden mit der AfD identifiziert hat". Wer ihn nicht kannte, sei "ganz selbstverständlich davon ausgegangen, dass ich vermutlich auch noch alle politischen Ansichten meiner Frau oder auch der AfD teile", sagte der Theologe. Doch das tue er nicht. Petry: "Wenn man politisch verortet wird, kommt irgendwann der Punkt, wo man sich selbst verorten muss."

Wie sehr das Thema Flüchtlinge die Deutschen umtreibt, merkt Sven Petry bei seiner Arbeit als Pfarrer in Sachsen. "Viele machen sich Gedanken, wie es weitergehen kann und soll. Das verunsichert viele Menschen", berichtete er. Die Menschen hätten den Eindruck, dass es keinen Plan gebe. Dennoch spüre er bei der großen Mehrheit "auf keinen Fall Feindschaft" gegenüber Flüchtlingen.

In der Migrationsfrage gebe es derzeit eine Polarisierung. Ihm begegne in seinen Gemeinden in Sachsen oft die Meinung, dass man eine skeptische Ansicht zur Flüchtlingspolitik gar nicht äußern dürfe, sagte Petry weiter. Das sei aber nicht zutreffend. In geschlossenen Veranstaltungen könne man sehr wohl offen reden und Sorgen auch mit Argumenten begegnen.


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