Afrikanische Schweinepest Die Tierseuche breitet sich aus

In Deutschland ist das Virus noch nicht angekommen, aber die Gefahr, dass es eingeschleppt wird, ist groß. Die wirtschaftlichen Schäden wären immens.

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Schmidt stellte auf der Präventionskonferenz Maßnahmen zur Vorbeugung eines Seuchenausbruchs in Deutschland vor, die konzertiert ineinandergreifen und sich ergänzen. Quelle: dpa

Berlin Die Angst vor der Afrikanischen Schweinepest (ASP) wächst. Das Virus bereite sich in Osteuropa aus und sei noch etwa 350 Kilometer von Deutschland entfernt, sagte der geschäftsführende Bundeslandeswirtschaftsminister Christian Schmidt (CSU), der am Montag unter anderem die Bundesländer zu einer Nationalen Präventionskonferenz nach Berlin eingeladen hatte. „Das Einschleppungsrisiko ist gegeben“, sagte Schmidt. Die Gefahr sei hoch.

Er betonte, dass es sich um eine Tierseuche handele, der Mensch sei nicht gefährdet. Das bestätigte das Friedrich-Loeffler-Institut (FLI), das Bundesforschungsinstitut für Tiergesundheit. „Ich kann Sie beruhigen“, sagte der Vize-Präsident des FLI, Franz Conraths. „Nach menschlichem Ermessen ist das nicht vorstellbar.“ Bei Wild- und Hausschweinen führt das Virus jedoch in nahezu allen Fällen innerhalb von sieben bis zehn Tagen zum Tod. Die Ansteckungsgefahr ist extrem hoch. Einen Impfstoff gibt es nicht.

Gefürchtet ist der Erreger vor allem bei Landwirten. Ein Ausbruch in Deutschland hätte „erhebliche wirtschaftliche Konsequenzen“, sagte Schmidt. Für die Schweinehalter, so eine Schätzung des Bauernverbandes, könnte ein Ausbruch der Seuche in Deutschland Verluste in Höhe von zwei bis drei Milliarden Euro pro Jahr bedeuten. Mit Folgekosten für die vor- und nachgelagerten Bereiche und die eigentliche Seuchenbekämpfung könnten Kosten in zweistelliger Milliardenhöhe entstehen.

Christina Schulze Föcking, Landwirtschaftsministerin von Nordrhein-Westfalen und Vorsitzende der Agrarministerkonferenz der Länder, kündigte schnelles und konsequentes Handeln an, falls der Erreger Deutschland erreiche, „damit wir die Seuche in den Griff bekommen“. Man müsse vorher aber alles tun, damit das nicht passiere. Eine Keulung der Tiere - und die müsse vorgenommen werden, wenn ein Betrieb betroffen sei - sei furchtbar und führe bis zur Vernichtung landwirtschaftlicher Existenzen.

Für wahrscheinlicher gilt in Deutschland bisher aber eher ein Ausbruch im Wildschweinbestand. Das Gebiet würde dann sofort abgeschottet werden. Die Landwirte müssen zudem alles tun, um ihre Hausschweinbestände konsequent zu schützen. Schmidt stellte auf der Präventionskonferenz Maßnahmen zur Vorbeugung eines Seuchenausbruchs in Deutschland vor, die konzertiert ineinandergreifen und sich ergänzen.

Zu den Kernelementen der Strategie gehört laut Ministerium die Aufklärung und Intensivierung der Forschung, um einen Impfstoff zu entwickeln, sowie die Einhaltung der Hygienevorschriften in der Schweinehaltung und die Reduzierung der Schwarzwildbestände.

Überträger des Erregers ist in der Regel sogar der Mensch - und zwar durch achtlos weggeworfene Schweinefleischprodukte. Der Erreger ist extrem resistent. Die Einschleppung der Afrikanischen Schweinepest, insbesondere über die Mitnahme von APS-kontaminierten Lebensmitteln durch Reisende und LKW-Fahrer sowie über die unsachgemäße Entsorgung dieser Lebensmittel, stelle für Deutschland eine große Gefahr dar, so das Agrarministerium.

Um die Gefahr zu minimieren, sollen in den kommenden Tagen Übungen mit Polen und angrenzenden Bundesländern stattfinden, bei denen Notfallpläne für den Fall eines Ausbruchs durchgespielt werden sollen.

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