Alexander Gauland bei Anne Will „Ich wusste nicht, dass Boateng dunkelhäutig ist“

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„Ich will nichts mehr zur Nationalmannschaft sagen“


Zur eigentlichen Frage der Sendung - "Wie rassistisch ist Deutschland" hatten die beiden geladenen Wissenschaftler nur wenig beizutragen. Die Migrationsforscherin Bilgin Ayata stellte lediglich fest: "Rassismus ist ein zentrales Problem in Deutschland. Der Begriff ist noch nie ernsthaft diskutiert worden."

Der Dresdener Politikwissenschaftler und Pegida-Beobachter Werner Patzelt sagte: "Rassismus beginnt da, wo man einen Menschen nicht als Individuum sondern als Exemplar eines Typus betrachtet." Gaulands Boateng-Zitat sei jedoch "keinesfalls eine rassistische Aussage". 

Lediglich eine Studie der Uni Leipzig, die mit einem Einspieler vorgestellt wurde, brachte Zahlen auf den Tisch: Demnach stimmen etwa ein Viertel der Bevölkerung der Aussage zu, Deutschland sei überfremdet. Mehr als ein Drittel der Befragten waren für ein Einwanderungsverbot von Muslimen.

Die Migrationsforscherin Ayata kritisierte, dass den Aussagen von AfD-Politikern in den Medien zu viel Raum eingeräumt werde. Nichtsdestotrotz war jener Teil von Anne Will am Stärksten, in dem Gauland mit seinen eigenen Aussagen konfrontiert wurde.

So sprach Will den AfD-Mann auch ein Zitat an, in der er Angela Merkel als "Kanzlerin-Diktatorin" bezeichnet hatte. Gauland sagte, das Zitat sei "völlig falsch aufgefasst worden". Der folgende Einspieler zeigte jedoch die Gauland-Rede mit dem Zitat - und ließ wenig Raum für Interpretationen.

Auch auf den Spruch "heute tolerant, morgen fremd im eignen Land", sprach Will Gauland an. Der Spruch sei ihm einmal auf einem Plakat entgegengehalten worden. "Da dachte ich, 'das ist ein guter und kluger Satz'", so Gauland. Daraufhin musste sich der AfD-Mann von Justizminister Maas belehren lassen, dass der Spruch Teil eines Liedtextes einer rechtsextremen Band ist. Die CD trägt den Titel "Hitler lebt".

Die ständige Konfrontation mit seinen eigenen Aussagen hatte Gauland sichtlich satt. Und so ließ er sich zu einer Aussage hinreißen, die so kurz vor der EM nur schwer durchzuhalten ist: "Ich will nichts mehr zur Nationalmannschaft sagen". 

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