Altmaier auf Fachkräfte-Werbetour Können Vietnamesen Deutschlands Fachkräfte-Mangel lindern?

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Das Kalkül der Vietnamesen

400 junge Vietnamesen nehmen pro Jahrgang an den Kursen teil. Das samt Kost und Logis bereitzustellen sei schon teuer, sagt Jakus. Kleine Träger könnten sich das eher nicht leisten. Doch es ist eine Investition, die sich für deutsche Unternehmen lohnen dürfte: Sechs von zehn Vietnamesen sind jünger als 30 Jahre, jedes Jahr entlassen die Schulen eine Million junge Leute auf den Arbeitsmarkt.

Für die regierende Kommunistische Partei ist es daher essenziell, ihnen eine Perspektive zu bieten und Projekte wie das Vivantes-Internat einzugehen – schon allein, damit junge Vietnamesen nicht anfangen, die Legitimität des Ein-Parteien-Systems in Frage zu stellen. Das Kalkül scheint zu sein: Solange das Wachstum stimmt – und das lag in den vergangenen fünf Jahren stets bei sechs Prozent oder mehr –, bleibt auch die Bevölkerung zufrieden und unpolitisch.

Die vietnamesische Regierung zeigt sich daher auch sehr interessiert an der deutschen Berufsausbildung wie sie beispielsweise der Hemdenhersteller van Laack in seinem Werk eingeführt hat. Das Programm richtet sich an Studenten der Technischen Universität Hanoi, die parallel einen Bachelorabschluss als Textilingenieure und den deutschen Berufsabschluss erwerben.

Im Betrieb lernen sie die Praxis kennen, die ihnen an der Universität fehle. Das berichtet die Leiterin von van Laacks Asiengeschäft. „Es ist Ihnen gelungen, eine Umgebung zu schaffen, wo Können wichtig ist“, sagte Altmaier. Solche Programme könnten auch für andere Branchen von Interesse sein. Junge Vietnamesen seien technik- und mathematikaffin, sagt Frauke Schmitz-Bauerdick von der bundeseigenen Außenwirtschaftsgesellschaft GTAI.

Viele der mit Altmaier mitreisenden deutschen Unternehmensvertreter loben die motivierten und engagierten Mitarbeiter in Vietnam. Anders als in anderen asiatischen Ländern hielten sie ihren Arbeitgebern auch länger die Treue, sagt Helmut Bode, Asien-Pazifik-Chef des Zulieferers Schaeffler. So betrage die Fluktuation bei Schaeffler in Vietnam weniger als drei Prozent, während sie anderswo in der Region bei zehn Prozent lag.

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